In Neunkirchen-Seelscheid wurde am 28. Februar 2025 das traditionelle Weiberfastnacht gefeiert, das in diesem Jahr unter dem Motto „Nix im Büggel, ävver all jot drop“ stattfand. Während Bürgermeisterin Nicole Berka und ihre Verwaltung im Rathaus hinter Geldsäcken verbarrikadiert waren, versammelten sich zahlreiche Karnevalisten außerhalb, angeführt von dem Tambourcorps Wolperath und verschiedenen Gesellschaften wie der KG „Für uns Pänz“ und der IG Rosenmontagszug. Auch die Alt-Tollitäten und viele begeisterte Jecken waren vertreten, um das Rathaus zu stürmen und die Vorherrschaft über die Karnevalsstadt zu übernehmen.
Bundesweit bekannt sind die Festlichkeiten, die den Höhepunkt der Karnevalssaison darstellen. Der rheinische Karneval wurde 2014 von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Diese „fünfte Jahreszeit“ ist nicht nur eine Zeit für ausgelassene Feiern, sondern auch eine Gelegenheit, gesellschaftliche Normen und politische Missstände humorvoll zu hinterfragen.
Kampf um das Rathaus
Die Karnevalisten waren gut vorbereitet und von Anfang an entschlossen, das Rathaus zu stürmen. Wirtschaftsförderer Thomas Maffei versuchte, sie mit kölschen Geboten und Musik zu ermüden, während Hans-Herrmann Klein von der KG „Für uns Pänz“ auf ein „Totquatschen“ der Gegner setzte. Trotz der Bemühungen der Verwaltungsmitarbeiter, die sich am Eingang versammelten, gelang es den Karnevalisten, die Barrikade zu durchbrechen.
Nach einem kurzen Kampf drangen die Jecken ins Rathaus ein, wo sie Prinzessin Johanna I. trafen. Inmitten der Feiern hielt sie eine leidenschaftliche Rede, die die Stimmung anheizte. Schließlich übernahm sie den Rathaus-Schlüssel und verkündete, dass sie bis Aschermittwoch die Macht erlangt hatte.
Besondere Gäste und Forderungen
Besonders bemerkenswert war die Anwesenheit von Kindern und verschiedenen Karnevalsgesichtern. Kinderprinzessin Jana und das Dreigestirn aus Hermerath, bestehend aus Prinz Norbert, Bauer Jens und Jungfrau Stefanie, bereicherten das Fest mit ihrer Anwesenheit. Während Jana die Thesen zur Zukunft der Gemeinde verlas, fordert Kinderprinzessin Lana unter anderem schnellere Internetverbindungen und ein Kinder- und Jugendparlament.
Berka, die die gesamte Veranstaltung von der zweiten Etage beobachtete, war nach anfänglichem Widerstand bereit, die Schlüssel für die Eingänge des Rathauses an die Tollitäten zu übergeben. Bei einem Glas alkoholfreiem Sekt verkündete die Bürgermeisterin auch, dass sie im Juni ihr zweites Kind erwarten werde.
Diese Weiberfastnacht in Neunkirchen-Seelscheid ist mehr als nur ein Fest. Sie symbolisiert die Verbindung von Tradition, Gemeinschaft und einem Hauch von Politik, die unser Verständnis von Karneval prägt. In der heimischen „Piratenhochburg“ wurde diese Verbindung besonders nachhaltig erlebbar, als die Karnevalisten humorvoll gegen die Autoritäten antraten, um ihre Freude und ihre Anliegen zu vertreten.