Die Herausforderungen im Bereich Klimaschutz treiben viele Unternehmen im Rhein-Sieg-Kreis zu neuen Überlegungen. Bei einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg im Herbst 2024 wurden 86 Firmen zu ihren Klimaschutzvorgaben befragt. Das Ergebnis ist ernüchternd: 19% der Unternehmen ziehen eine Standortverlagerung in Betracht, bedingt durch die wachsenden Anforderungen an die Nachhaltigkeit. Gleichzeitig zeigen sich 83% der Befragten aktiv auf der Suche nach umweltfreundlicheren Alternativen, unabhängig von gesetzlichen Vorgaben.
Eine weitere Studie belegt, dass 50% der Unternehmen Chancen durch nachhaltige Produkte und Dienstleistungen erkennen, sich jedoch unsicher sind, ob ihre eigenen Waren als nachhaltig gelten können. Ein Beispiel für die finanziellen Belastungen sind die Kosten, die ein Bonner Baumarkt in Höhe von 60.000 Euro für Berichtspflichten aufgrund neuer EU-Vorgaben aufbringen muss. Insbesondere kleine und mittlere Betriebe müssen oftmals auf externe Dienstleister zurückgreifen, um die geforderten Nachhaltigkeitsstandards zu erfüllen.
Kreislaufwirtschaft als Lösungsansatz
Die Etablierung einer Kreislaufwirtschaft wird als maßgeblicher Ansatz zur Verbesserung der Ressourcennutzung und der Abfallvermeidung betrachtet. Wie auf der Webseite des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erklärt wird, zielt die Kreislaufwirtschaft darauf ab, Produkte durch Reparatur, Wiederverwendung und Recycling lange nutzbar zu machen. Diese Veränderungen sind notwendig, da die Lebensweise in Industrieländern große Mengen an Rohstoffen verbraucht und Abfälle erzeugt.
Die Reifenhäuser GmbH & Co. KG in Troisdorf hat sich bereits auf die Reduzierung und Wiederverwertung von Produktionsabfällen spezialisiert. Das Unternehmen bietet technische Lösungen an, um Ausschüsse wie Randabschnitte und Reinigungsreste aus der Kunststoffproduktion effizient zu verwerten. Solche Initiativen sind essenziell, um den wachsenden Anforderungen an die nachhaltige Produktionsweise gerecht zu werden.
Investitionen und politische Unterstützung notwendig
Der IHK-Hauptgeschäftsführer Hubertus Hille hebt die Notwendigkeit staatlicher Fördermittel hervor, um Klimaschutzinvestitionen für Unternehmen wirtschaftlich tragfähig zu machen. Wie er betont, rechne sich nicht alles, was dem Klima helfe, aus betrieblicher Sicht. Die Mobilitätswende wird von vielen Firmen kritisch betrachtet, insbesondere die Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs stößt auf Skepsis.
Ein weiterer Punkt, den Hille anführt, ist das Ziel der Klimaneutralität bis 2035. Er plädiert dafür, diese Zielvorgabe zu überdenken und stattdessen die längeren Fristen zu berücksichtigen, die von Bund und EU vorgegeben werden. Dies könnte den Unternehmen im Rhein-Sieg-Kreis ermöglichen, sich an die Veränderungen anzupassen, ohne die Wettbewerbsfähigkeit zu gefährden.
Zusammenfassend zeigt sich, dass viele Unternehmen einerseits die Chancen der Nachhaltigkeit erkennen, andererseits jedoch realistische Unterstützung und einen klaren politischen Rahmen benötigen, um diese Chancen tatsächlich umzusetzen.