Im Landkreis Gießen erfreuen sich die Saisongärten weiterhin großer Beliebtheit und gehen nun ins dritte Jahr. Diese Initiative ermöglicht es interessierten Bürgerinnen und Bürgern, auf gepachteten Flächen eigenes Gemüse anzubauen. Anbieter stellen die Flächen zur Verfügung, während die Teilnehmer die Gelegenheit nutzen, um gesunde Lebensmittel zu produzieren und mehr über die Prozesse des Gemüseanbaus zu erfahren. Christian Zuckermann, der Dezernent für Naturschutz, engagiert sich aktiv dafür, mehr Menschen für den Anbau von regionalem und nachhaltigem Gemüse zu begeistern. Ziel ist es, ein besseres Verständnis für die Landwirtschaft zu fördern und zugleich die Selbstversorgung in der Region zu unterstützen. Laut lkgi.de bringt diese Aktion Anbieter:innen und Pächter:innen zusammen, was den Wissensaustausch fördert.
Die Saisongärten bieten eine unkomplizierte Möglichkeit, in die Selbstversorgung einzusteigen. Landwirtschaftliche Betriebe bepflanzen die Felder und teilen sie in Parzellen von 30 Quadratmetern auf. Die Pachtenden können ihre Parzelle bis Oktober selbst pflegen, ernten und genießen die gesamte Ernte. Dabei wird auch für eine Wasserversorgung gesorgt, sodass die Unabhängigkeit beim Anbau gewährleistet ist. Die örtlichen Akteure haben die Möglichkeit, Ideen zur Unterstützung und Weiterentwicklung des Projekts einzureichen. Interessierte, die sich für Nachhaltigkeit, Klimaschutz oder Selbstversorgung interessieren, sind eingeladen, sich zu beteiligen. Vorschläge können bis Ende März per E-Mail eingereicht werden.
Urban Gardening im Trend
Das Konzept der Saisongärten reiht sich in die wachsende Bewegung des Urban Gardening ein. Diese gewinnt in Deutschland zunehmend an Beliebtheit und fördert die Eigenversorgung mit frischem Obst, Gemüse und Kräutern in städtischen Grünflächen. Urban Gardening zielt darauf ab, die nachhaltige Lebensmittelproduktion zu steigern und gleichzeitig den sozialen Zusammenhalt in den Städten zu fördern. Laut forschung-und-wissen.de gibt es in Berlin beispielsweise etwa 200 Gemeinschaftsgärten und über 73.000 Kleingärten, die zusammen eine beeindruckende Fläche für den Gemüseanbau bieten.
Ein Forscherteam des Wuppertal Instituts hat herausgefunden, dass Berlin mit seinen aktuellen Anbauflächen bis zu 82% seines Gemüsebedarfs selbst decken könnte. Um jedoch den gesamten Bedarf zu erfüllen, wären Investitionen in Höhe von etwa 753 Millionen Euro erforderlich, was weniger als 0,5% des Bruttoinlandsprodukts der Stadt ausmachen würde. Der Preis für lokal produziertes Gemüse könnte zwischen 2 und 10 Euro pro Kilogramm liegen, was immer noch teurer als importiertes Gemüse ist. Dennoch bietet der lokale Anbau den Vorteil kürzerer Transportwege und damit geringerer CO₂-Emissionen. Es wird jedoch auch auf die Herausforderungen hingewiesen, die mit der Selbstversorgung und den damit verbundenen Infrastrukturen einhergehen. Zudem zeigt eine Studie der University of Michigan, dass städtischer Gemüseanbau in bestimmten Fällen bis zu sechsmal höhere CO₂-Emissionen verursachen kann als konventionelle Methoden.
In Zusammenhang mit dieser dynamischen Entwicklung unterstützen auch Initiativen wie der Saisongarten von tegut… den städtischen Gemüseanbau. Dies geschieht durch die Bereitstellung von Parzellen in städtischen Gebieten, die den Anbau von etwa 20 verschiedenen Gemüsesorten und Kräutern ermöglichen. Dort übernehmen Biolandwirte das Pflanzen und Säen, während die Gärtner ab Mai ihre Parzellen pflegen können. Der Anbau ist darauf ausgelegt, sowohl sozialen Kontakt zu fördern als auch gesundes Freizeitvergnügen zu bieten. Ein Projekt, das durch zahlreiche Auszeichnungen bereits gewürdigt wurde, zeigt, wie wichtig dieses Engagement für eine nachhaltige urbanen Ernährung ist. Insgesamt könnten die Saisongärten im Landkreis Gießen und ähnliche Initiativen ein Stück weit zur Lösung der Herausforderungen einer nachhaltigen Lebensmittelversorgung beitragen.