In den letzten Jahren hat die Behandlung von angeborenen Herzfehlern enorme Fortschritte gemacht. Laut Westfalen-Blatt zeigen Statistiken, dass bei jedem fünften Patienten mit einer solchen Fehlbildung die Verbindung zwischen Herz und Lunge verändert ist. Diese Anomalien erfordern oft frühzeitige Interventionen, die bereits in den ersten Lebensmonaten durchgeführt werden. Hierbei sind Operationen am offenen Herzen und kathetergeführte Erweiterungen notwendig. Trotz dieser Eingriffe kann es zu einer Pulmonalklappeninsuffizienz kommen, bei der ein erheblicher Teil des Blutes zurück in die rechte Herzkammer fließt, was zu einer Vergrößerung des Herzens und Funktionseinschränkungen führen kann.
Die Behandlungsmöglichkeiten für Pulmonalklappeninsuffizienz waren traditionell auf Katheterbehandlungen oder erneut erforderliche Operationen am offenen Herzen beschränkt. Doch mit der Einführung eines neuen minimalinvasiven Transkatheter-Klappenersatzsystems hat sich das Behandlungsspektrum erweitert. Dieses Verfahren wurde nun auch am Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW) angewandt, wo Professor Schubert und Dr. Grohmann die neuartige Pulmonalklappe (HamonyTM, Medtronic) erfolgreich bei vier Patienten implantiert haben.
Neue Therapiemethode
Das neue Verfahren wurde ohne Vollnarkose durchgeführt, indem die Klappe über die Leistengefäße implantiert wurde. Diese innovative Methode könnte die Behandlung für viele Betroffene revolutionieren. Die Entscheidung über den Einsatz dieses Verfahrens wird individuell anhand einer Computertomographie getroffen. Dies zeigt, wie wichtig eine maßgeschneiderte Behandlung für Patienten mit angeborenen Herzfehlern ist. Gemäß Deutsches Gesundheitsportal wurde dieser Pulmonalklappenstent im Januar 2025 mit einer CE-Zulassung versehen und stellt einen bedeutenden Fortschritt für Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern dar.
Weltweit sind bereits über 2.500 dieser Verfahren erfolgreich durchgeführt worden, was auf das hohe Potenzial dieser Therapieform hinweist. Der Einsatz der speziell entwickelten Klappe könnte Patienten mit schwerer Insuffizienz helfen, die in der Vergangenheit häufig mit einer deutlichen Einschränkung ihrer Lebensqualität und einer erhöhten Sterblichkeit konfrontiert waren.
Ein Blick in die Vergangenheit
Die Entwicklung der chirurgischen Eingriffe bei angeborenen Herzfehlern hat eine beeindruckende Geschichte. In Deutschland wird die Zahl der jährlichen Geburten mit Herzfehlern auf mehr als 8.500 geschätzt, wobei etwa 300.000 Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern leben. Vor 80 Jahren war die Überlebensrate für Kinder mit Herzfehlern dramatisch niedrig; nur die Hälfte der Kinder überlebte das erste Lebensjahr. Heute erreichen jedoch 97 % der Kinder, die mit Herzfehlern zur Welt kommen, das 18. Lebensjahr.
Dank zahlreicher Fortschritte in der pädiatrischen Kardiologie, die in Deutschland einen Lehrstuhl für diesen Bereich bereits vor über 60 Jahren einrichteten, hat sich die Lebensqualität und -erwartung von Betroffenen stark verbessert. Die ersten wichtigen Errungenschaften stammen aus den 1930er und 1940er Jahren, als unter anderem die erste Herzoperation in Hypothermie und verschiedene Korrekturverfahren entwickelt wurden. Diese Erfolge stellen den Grundstein für die heutigen minimalinvasiven Techniken dar, die Patienten helfen, ein erfülltes Leben zu führen.