Die Bundestagswahl ist vorbei, und Bischof Peter Kohlgraf aus Mainz sieht sich mit einer Vielzahl von Reaktionen konfrontiert. Während des Wahlkampfes wurde das Bischofshaus in Mainz zu einem Zentrum der politischen Auseinandersetzung. Infolgedessen erhielten die kirchlichen Verantwortlichen empörte Zuschriften und Androhungen von Kirchenaustritten, die häufig von den politischen Äußerungen des Bischofs abhingen. In einer Stellungnahme weist Kohlgraf darauf hin, dass er nicht alle Wünsche erfüllen kann und appelliert an die Gesellschaft, verschiedene Sichtweisen zu akzeptieren. „Wir alle tragen Mitverantwortung für ein gelingendes Zusammenleben“, betont er.
Für Kohlgraf ist es wichtig, dass sich gläubige Menschen aktiv in gesellschaftliche Debatten einbringen. Er spricht in diesem Zusammenhang von der Gemeinde als einer Gebetsgemeinschaft, die ein unverzichtbares Netzwerk zwischen den Menschen und Gott bilden soll. Trotz eines Rückgangs der Gläubigenzahlen bleibt das Gebet für Kohlgraf ein zentraler Bestandteil der kirchlichen Mission. Der Bischof sieht einen kritischen Blick auf die Kirchen nicht als schädlich an, sondern als notwendige Reaktion auf kontroverse Positionierungen, die in der Gesellschaft existieren. Er fordert auch eine Umkehr, da die Unglaubwürdigkeit der Kirchen sichtbare Konsequenzen hat.
Politische Verantwortung der Kirche
Kohlgraf verteidigt die Wortmeldungen der Kirche in gesellschaftlichen Diskussionen. Wie katholisch.de berichtet, betont er, dass die Kirche sich nicht aus Fragen der Menschenwürde und sozialpolitischen Entscheidungen heraushalten kann. „Wir machen keine Parteipolitik“, erklärt er und hebt hervor, dass die kirchlichen Positionen in ethischen Fragen klar und eindeutig sind.
Dennoch ist Kohlgraf bestrebt, im Wahlkampf keine Äußerungen zu tätigen, die parteipolitisch ausgeschlachtet werden könnten. Die Kirche soll seiner Meinung nach kein verlängerter Arm politischer Parteien sein und umgekehrt. Stattdessen fordert Kohlgraf dazu auf, unterschiedliche Meinungen wertzuschätzen und die Vielfalt der Ansichten in einer Demokratie auszuhalten.
Hoffnung auf konstruktive Debatten
„Meine Hoffnung liegt in dem Wunsch nach mehr konstruktiver Sachlichkeit in politischen Debatten“, sagt der Bischof und ruft alle Bürger dazu auf, sich aktiv um ein respektvolles Miteinander zu bemühen. Dabei verweist er auf den ersten Brief an Timotheus, in dem dazu aufgerufen wird, für alle Menschen und Herrscher zu beten. Diese Haltung zeigt, dass die spirituelle Dimension des Gebets auch als Beitrag zu einer menschenwürdigen Gesellschaft verstanden werden kann.
Die aktuelle Situation fordert sowohl von Kirchenvertretern als auch von Gläubigen, ihr Engagement in der Gesellschaft zu überdenken. Der Dialog zwischen Kirche und Politik bleibt somit ein zentrales Thema, das weiterhin auf die Tagesordnung gehört. Der Bischof sieht die Verantwortung für eine positive gesellschaftliche Entwicklung nicht nur bei den Regierenden, sondern bei jedem einzelnen Bürger.