Am Silvesterabend wurde die Hilster Kirche offiziell geschlossen, nachdem sie über 75 Jahre ihren Platz in der Gemeinde eingenommen hatte. Der letzte Gottesdienst fand in Anwesenheit von rund 40 Teilnehmern statt, darunter der Bürgermeister Klaus Weber. Kirchendienerin Annja Fledie schloss die Pforte der Kirche, die am 28. August 1949 geweiht wurde. Die Entscheidung zur Schließung fiel im Herbst durch das Presbyterium Luthersbrunn und war auf finanzielle sowie wirtschaftliche Gründe zurückzuführen.
Pfarrer Matthias Schröder erteilte beim Abschiedsgottesdienst den Segen und sprach in seiner Predigt über das Unkraut zwischen den Weizenkörnern aus dem Matthäus-Evangelium. Das Taufgedächtnis, geleitet von Prädikantin Ingrid Pfaff, und ein abschließendes Gebet gedachten all jener, die in der Hilster Kirche getauft wurden oder das Abendmahl empfingen. Ein berührender Moment war das Singen des Liedes „Von guten Mächten“. Zuletzt zogen Pfarrer und weitere Anwesende mit Kelch, Brotschale, Taufwasserbehältnis und Bibel vor die Kirche.
Emotionale Auswirkungen von Kirchenschließungen
Die Schließung der Hilster Kirche spiegelt eine weit verbreitete Problematik wider, die viele Kirchengemeinden betrifft. Kirchen sind traditionell Orte des Gebets und der Gemeinschaft und tragen wesentlich zur kulturellen Identität eines Stadtteils oder Dorfes bei. Wie auf katholisch.de berichtet wird, empfinden viele Mitglieder einer Gemeinde eine Kirchenschließung als Verlust ihrer Heimat, vergleichbar mit einer Beerdigung. Pfarrerin Annemarie Kaschub hebt hervor, dass der Abschied von einem Gotteshaus den Eindruck hinterlässt, dass der Gedanke, „die Kirche gehört ins Dorf“, auf der Strecke bleibt.
Schließungen von Kirchengemeinden sind oft das Ergebnis von Kirchenaustritten und sinkenden Kirchensteuereinnahmen, die auch zur Veräußering von Immobilien führen. Ein Entwidmungsgottesdienst ist ein wesentlicher Teil des Schließungsprozesses und muss sensibel veranstaltet werden. Um den Abschied der Mitglieder würdevoll zu gestalten, kommen verschiedene Vorschläge zur Anwendung, wie etwa eine persönliche Verabschiedung oder Konzerte. Seit 2011 wurden in der badischen Landeskirche bereits 17 Kirchen und sieben Gemeindezentren entwidmet.