Am 31. Dezember 2024 wird der Jahreswechsel für viele Menschen zu einem Anlass für Rückblick und Dankbarkeit. Unter dem Motto „Lobpreiset all zu dieser Zeit, wo Sonn‘ und Jahr sich wendet“ (GL 258) wird die Zeit nicht nur als das Ticken der Uhr verstanden, sondern auch als ein bedeutungsvoller Moment der Reflexion und Vorausschau.
Ein zentraler Begriff in diesem Kontext ist „Zeitenwende“, den Bundeskanzler Olaf Scholz prägte, nachdem Russland die Ukraine angegriffen hatte. Scholz erklärte: „Der 24. Februar 2022 markiert eine Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinents.“ Die Bundesregierung hat sich durch fünf Aufträge verpflichtet: Unterstützung der Ukraine, Bemühungen, Putin vom Kriegskurs abzubringen, Verhinderung einer Ausweitung des Krieges auf andere europäische Länder, Sicherstellung der eigenen Verteidigungsfähigkeit und eine Zäsur in der Außenpolitik. Für diese Ziele wurden 100 Milliarden Euro zugesagt. Die Zeitenwende wird als Ende einer vermeintlich friedlichen Ära und Beginn einer neuen Zeit verstanden.
Theologische Dimensionen und gesellschaftliche Herausforderungen
Im weiteren Kontext dieser Zeitenwende wird die religiöse Dimension häufig thematisiert. Die Geburt Christi wird als eigentliche Zeitenwende betrachtet. Dies wirft Fragen nach der Bedeutung der Zeitrechnung „nach Christus“ in einer zunehmend säkularen Gesellschaft auf. Das Neue Testament bezeichnet diese Zeit als eine des Heils und der neuen Beziehung zu Gott, während der Epheserbrief die Zeitenwende als Grundlage für Frieden zwischen Judentum und Andersgläubigen anspricht.
Aktuelle gesellschaftliche Debatten verdeutlichen die Herausforderungen, mit denen Kirche und Gesellschaft konfrontiert sind. Die Diskussion um den synodalen Weg in Deutschland ist eine Reaktion auf die systemischen Ursachen von Missbrauchsfällen in der Kirche. Die Weltsynode stellt dabei Aufgaben, die über die deutschen Themen hinausgehen, und thematisiert auch Einsamkeit als Zeichen der Zeit, auf das Kirchen reagieren müssen. Nationalismus wird als neue Versuchung in Europa erkannt und es erfolgt ein Aufruf zur Umkehr und zu neuem Denken in Kirche und Gesellschaft. Die Dankbarkeit für die Zeitenwende wird hervorgehoben, wobei ein Segenswunsch für den Übergang in das neue Jahr nach Christi Geburt geäußert wird.
In einem anderen Zusammenhang wird die Neujahrsansprache von Kanzler Olaf Scholz als unzureichend für die Lösung der Probleme des Landes angesehen. Der Jahreswechsel symbolisiere keine grundlegenden Veränderungen, die Herausforderungen seien nach wie vor komplex. Die Welt habe sich seit der Corona-Pandemie verändert, und die Perspektive auf Konflikte im Nahen Osten habe sich nach dem 7. Oktober gewandelt. Alte Lösungen würden nicht mehr ausreichen, was zu einer allgemeinen Erschöpfung und Gereiztheit in der Gesellschaft führe. Weihnachten werde als historische Zeitenwende betrachtet, die Frieden und Veränderung bringen sollte, doch Religion werde oft als konservativ wahrgenommen und nicht als treibende Kraft für Wandel. Die Irritationen der aktuellen Zeitenwende blieben bestehen, so dass neue Perspektiven und Wege notwendig seien, die auch Hoffnung auf positive Veränderungen bieten.
Für weitere Einblicke in diese Themen und die Diskussionen um die Zeitenwende, verweisen wir auf die Berichterstattung von bistummainz.de und fr.de.