Der rheinland-pfälzische Datenschutzbeauftragte Dieter Kugelmann äußert erhebliche Bedenken gegenüber DeepSeek, einem Sprachmodell und der dazugehörigen App eines chinesischen Startups. Laut Kugelmann könnte die Anwendung datenschutzrechtliche Probleme aufwerfen, da sie möglicherweise nicht mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) kompatibel ist. Anbieter von derartigen Anwendungen müssen entweder eine Niederlassung in Europa haben oder einen gesetzlichen Vertreter benennen, um den Vorgaben der DSGVO zu entsprechen. Diese Bedingungen sind bei DeepSeek offenbar nicht erfüllt, was aufgrund des mangelhaften rechtlichen Rahmens als problematisch angesehen wird.
Ein zentrales Anliegen von Kugelmann ist der unsichere Datenfluss nach China. Derzeit gibt es keinen Angemessenheitsbeschluss der Europäischen Kommission, der vergleichbare Schutzstandards für den Austausch personenbezogener Daten mit China garantiert. Dies wirft Fragen zur Datensicherheit auf, besonders angesichts der Tatsache, dass die Daten auf Servern in der Volksrepublik China gespeichert werden. Das bedeutet, dass der Austausch sensibler Daten als potenziell riskant eingestuft wird, insbesondere wenn man bedenkt, dass die Datenschutzrichtlinien von DeepSeek umfassende Informationen wie IP-Adressen, Chatverläufe und hochgeladene Dateien erheben.
Bedenken der Datenschutzbehörden
Die deutschen Datenschutzbehörden haben bereits angekündigt, sich intensiver mit DeepSeek zu befassen. Dieter Kugelmann, der auch Co-Vorsitzender des Arbeitskreises Künstliche Intelligenz der Datenschutzkonferenz ist, plant, einen Fragebogen zur Datenverarbeitung an den Anbieter zu senden. „Es ist notwendig, die Datenverarbeitung durch DeepSeek zu prüfen, insbesondere im Hinblick auf potenzielles Key Logging“, so Kugelmann.
Zusätzlich zu den datenschutzrechtlichen Fragen gab es kürzlich auch einen Vorfall, bei dem eine US-Cybersicherheitsfirma ein Datenleck bei DeepSeek entdeckte. Über eine Million ungesicherte Datensätze waren zeitweilig im Internet zugänglich, einschließlich digitaler Softwareschlüssel und Nutzeranfragen an den KI-Assistenten. DeepSeek reagierte schnell und behob das Leck, doch der Vorfall wirft weitere Fragen zur Datensicherheit auf.
Marktaktualitäten und technische Entwicklungen
DeepSeek hat in den letzten Monaten viel Aufsehen erregt, nicht zuletzt durch die Tatsache, dass die App die Downloadzahlen von ChatGPT im App Store überholte. Gleichzeitig erlebte der Chiphersteller Nvidia einen historischen Kurseinbruch, was sich auch auf andere US-Techkonzerne auswirkte, deren Aktien abrupt fielen. DeepSeek wirbt mit Kosteneffizienz und geringeren Hardware-Anforderungen im Vergleich zu US-Modellen, was viele Nutzer anzieht.
Dennoch warnen Experten aus der KI-Branche in Rheinland-Pfalz vor den potenziellen Risiken der Nutzung von DeepSeek. Paul Lukowicz vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) betont die Notwendigkeit von mehr Innovation in Europa, kritisiert aber gleichzeitig das Fehlen erheblicher Investitionen in europäische KI-Modelle. Peter Liggesmeyer vom Fraunhofer-Institut hebt hervor, dass die Energieeffizienz ein zentrales Thema für die Nutzung großer Sprachmodelle ist. Liggesmeyer ist jedoch auch überrascht über das Erscheinen von DeepSeek, da er es als Fortschritt im Vergleich zu bestehenden Modellen ansieht.
Lukowicz erwartet jedoch keine breite öffentliche Debatte über Datensicherheit, wie sie bei TikTok stattfand, sieht aber politische Beeinflussung als kritischen Aspekt, der nicht ignoriert werden sollte. Trotz der Bedenken bezüglich Datenschutz und Datensicherheit bleibt das Potenzial von DeepSeek, die Forschungslandschaft zu verändern, unbestritten.