Am 17. März 2025 feierte das Theater am Ehrenbreitstein die Premiere der Komödie „Oh mein Gott“. In dieser humorvollen und gleichzeitig tiefgründigen Inszenierung steht die Hauptfigur Gott im Mittelpunkt, verkörpert von Jens-Peter Fiedler. Der allmächtige Protagonist zeigt sich in einem unerwarteten Licht: verzweifelt und gefangen in einer tiefen existenziellen Krise.
Die Theaterbesucher können Zeugen einer einzigartigen Begegnung werden, als Gott inkognito zu einer Therapiesitzung erscheint, die von der Psychologin Ela geleitet wird. Diese wird von Annika Woyda gespielt. Ela, eine 42-jährige Psychologin, empfängt einen mysteriösen Anruf von einem verzweifelten Mann, der nur den ersten Buchstaben seines Vornamens offenbart. Das Treffen entfaltet sich in einem zeitlich begrenzten Rahmen, denn Ela hat nur eine Stunde, um die verhangene Dunkelheit des Gottesbildes zu erhellen und seine resigneden Pläne zu ändern, bevor es zu spät ist.
Der Wettlauf gegen die Zeit
Während des Stücks entwickelt sich der innere Konflikt Elar, die gegen ihre eigenen Zweifel und ihre aufkeimende Beziehung zu Gott ankämpft. Die dramatische Situationskomik erweckt zum Nachdenken. Das Stück, das bereits 2010 von der European Theatre Convention als eines der „120 best contemporary European Plays for the stage“ anerkannt wurde, hat sich nicht nur in Deutschland, sondern auch international einen Namen gemacht, mit Übersetzungen in mehrere Sprachen, darunter Englisch, Französisch und Italienisch.
„Oh mein Gott“ bietet nicht nur eine kritische Reflexion über den Glauben, sondern auch über psychologische Themen wie Depression und die Suche nach Sinn. Das Publikum wird eingeladen, die menschlichen Schwächen der göttlichen Figur zu hinterfragen und sich mit seinen eigenen Herausforderungen auseinanderzusetzen.
Anat Gov und ihr Erbe
Die Autorin Anat Gov, geboren 1953 in Tiberias, Israel, war eine bedeutende Stimme im Theater. Sie studierte Theaterwissenschaften in Tel Aviv und arbeitete in der Fernsehkultur als Autorin von Comedy- und Satiresendungen. Ihren proverbialen Platz im Theater nahm sie durch zahlreiche Werke ein, die in erstklassigen israelischen Theatern aufgeführt wurden. Besonders hervorzuheben ist ihr Stück „Best Friends“, für das sie im Jahr 2000 den Israeli Theatre Award in der Kategorie „Best Comedy“ erhielt.
Regelmäßig sprach sie gesellschaftliche Themen an, darunter auch die Emanzipation von sexuellen Gewalterfahrungen, für die sie die Organisation Ezrat-Nashim mitgründete. Ihre Anstrengungen und ihr Schaffen wurden weiterhin durch ihre Rolle als Kolumnistin für die Tageszeitung „Yedioth Ahronoth“ bekannt. Tragischerweise verstarb Gov 2012 nach einem Kampf gegen den Krebs.
Insgesamt erweist sich „Oh mein Gott“ als ein vielschichtiges Stück, das den Zuschauer nicht nur unterhält, sondern ihn auch dazu anregt, über das eigene Leben und die Beziehung zur persönlichen Spiritualität nachzudenken. Das Theater am Ehrenbreitstein setzt somit in seiner aktueller Aufführung ein bedeutendes Zeichen in Bezug auf das menschliche Dasein und dessen Herausforderungen, die oft hinter humorvollen Fassaden verborgen sind.
Für weitere Informationen zur Aufführung und zu Anat Gov kann auf die Webseiten der Rhein-Zeitung und Theatertexte zugegriffen werden.