Im Oberen Mittelrheintal wird die Problematik des Leerstands zunehmend zur Herausforderung, wie eine Untersuchung der Universität Koblenz zeigt. Analysiert wurden dabei 3.400 Gebäude in den Gemeinden Bacharach, Oberwesel, St. Goar und St. Goarshausen. Rund jedes zehnte Haus in diesen Orten steht leer oder wird nur teilweise genutzt, was deutlich über dem durchschnittlichen Wert in Deutschland liegt, berichtet tagesschau.de.
Ein alarmierendes Ergebnis der Erhebung zeigt, dass 61% der leerstehenden Gebäude stark sanierungsbedürftig sind. Zudem stammt der Großteil, konkret 82%, der ungenutzten Immobilien aus der Zeit vor 1950. Diese Erkenntnisse verdeutlichen die Herausforderungen, die mit dem Leerstand einhergehen. Während die Häufigkeit solcher urbanen Lücken in den Ortskernen besonders auffällt, ist die Abwanderung junger Menschen und die alternde Gesellschaft als Hauptursache zu nennen.
Anreize zur Neunutzung
Um dieser Negativentwicklung entgegenzuwirken, möchte Stadtbürgermeister Falco Hönisch Anreize schaffen, die Leerstand bekämpfen sollen. So wird beispielsweise die Unterstützung eines Hotelbetriebs in St. Goar bei Anträgen und Genehmigungen konkretisiert. Diese Intervention könnte potenzielle Investoren anziehen und langfristig zur Revitalisierung beitragen. Die Bundesgartenschau 2029 wird zudem als Chance gesehen, positive Veränderungen in der Region herbeizuführen.
Eine Idee, die diskutiert wird, ist die Schaffung von Wohnraum für Studierende in St. Goar, das lediglich 25 Minuten von Koblenz entfernt ist. Dies könnte nicht nur die Leerstandszahlen reduzieren, sondern auch die Attraktivität der Region für junge Menschen erhöhen. Die Bürgerwissenschaftler, die an dem Projekt beteiligt sind, bringen weitere Ideen zur Bekämpfung des Leerstands ein. Diese umfassen die Nutzung leerstehender Gebäude für Kunstausstellungen oder Co-Working-Spaces.
Kreative Ansätze und zukünftige Visionen
Ein sichtbar aktiver Akteur im Bereich der Leerstandsbekämpfung ist Felix Grün, der erste Weinkönig am Mittelrhein. Er plant die Eröffnung einer Vinothek in einem leerstehenden Gebäude in St. Goar. Grün sieht in der Bundesgartenschau 2029 eine bedeutende Chance und zeigt sich optimistisch hinsichtlich des Erfolgs seiner Unternehmung.
Insgesamt wird die Problematik des Leerstands nicht nur in einzelnen Gemeinden, sondern regional betrachtet als Teil eines größeren Trends gesehen. Bedeutsame Faktoren sind bauliche Mängel, Schwierigkeiten bei der Vermietung sowie ungeklärte Besitzverhältnisse. Diese Aspekte wirken sich nicht nur auf den lokalen Immobilienmarkt aus, sondern verdeutlichen auch die strukturellen Herausforderungen, mit denen die Region konfrontiert ist. Laut der Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung sind viele Städte in Deutschland zunehmend von Leerstand betroffen, besonders in Schrumpfungsregionen, was langjährige Perspektiven für die Immobilienmärkte erforderlich macht, wie merkurist.de und bbsr.bund.de anmerken.