Die Rauschgiftkriminalität zeigt in Rheinland-Pfalz alarmierende Entwicklungen. Im Jahr 2023 registrierte das Landeskriminalamt (LKA) 1.432 Straftaten im Zusammenhang mit Kokain und Crack. Dies entspricht einem Anstieg von 324 Fällen im Vergleich zum Vorjahr, was einer Zunahme von 29,2 Prozent entspricht. Diese besorgniserregende Entwicklung steht im Kontrast zu einem generellen Rückgang der Gesamtzahl der Rauschgiftdelikte im Land, die um ein Drittel sank.
Ein Blick auf die zahlenmäßige Verteilung der Rauschgiftdelikte zeigt, dass der Rückgang bei den Cannabisdelikten auf die Legalisierung im Februar 2024 zurückzuführen ist. Die Zahl der registrierten Cannabisdelikte fiel um mehr als die Hälfte. Im Gegensatz dazu nahm die Anzahl der Amphetaminfälle um 12,7 Prozent ab, und es wurden 3.556 Amphetamin-Delikte gemeldet.
Anstieg der Kokainfälle
Während die Zahl der anderen Drogen bleibt, zeigt der Kokainkonsum eine alarmierende Zunahme. Die Mehrheit der registrierten Kokainfälle betraf unerlaubten Besitz, mit 1.109 Fällen, was einen Anstieg von 34,1 Prozent bedeutet. Zudem wurden 167 Fälle von Handel mit Kokain erfasst, ein Plus von 11,3 Prozent.
Eine Studie der Hochschule Koblenz aus dem Jahr 2022 belegt hohe Kokainmengen im Abwasser von Koblenz und Neuwied. Diese Daten korrelieren mit den Berichten von Can Depré, dem Leiter der Caritas Koblenz. Er stellt einen steigenden Beratungsbedarf im Zusammenhang mit Kokain seit der Coronakrise fest. Besonders auffällig ist, dass sich das Klientel hauptsächlich aus Männern im Alter von 25 bis 40 Jahren zusammensetzt, die aus allen sozialen Schichten stammen.
Kosten der Abhängigkeit
Kokain wird oft als erschwinglich wahrgenommen, mit einem Straßenverkaufspreis von etwa 75 Euro pro Gramm. Dies führt dazu, dass Probierkonsum schnell in Sucht übergeht. Die finanziellen Folgen können erheblich sein. Betroffene berichten, dass sie innerhalb von zwei Monaten bis zu 10.000 Euro ausgeben können. In vielen Fällen drängt das soziale Umfeld die Abhängigkeiten zur Beratung.
Die BARMER Krankenkasse bestätigt diese Trends in ihrem Suchtatlas: Im Jahr 2023 wurden 1.690 Patienten mit Kokainsucht in Rheinland-Pfalz behandelt, was einen Anstieg von 28 Prozent im Vergleich zu 2019 darstellt. Die Krankenkasse schätzt jedoch, dass die tatsächliche Zahl der Betroffenen viel höher ist, da nicht alle Konsumenten medizinische Hilfe suchen.
Ein bundesweites Phänomen
Die Polizei berichtet zudem über eine Zunahme an drogenbedingten Todesfällen, die 2023 auf 2.227 anstiegen – ein Anstieg um 11,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders auffällig ist, dass die durchschnittliche Altersgruppe der Drogentoten 41 Jahre beträgt und 82,8 Prozent dieser Personen Männer sind. Die zunehmende Verbreitung von Mischintoxikationen, bei denen 1.479 Personen starben, zeigt die Gefahren, die mit dem Konsum verschiedener Substanzen verbunden sind.
Die Entwicklungen in Rheinland-Pfalz sind somit Teil eines bundesweiten Problems, das nicht nur die öffentliche Gesundheit, sondern auch die Gesellschaft als Ganzes betrifft. Es bedarf dringend effektiver Maßnahmen und Unterstützung für Betroffene, um die wachsenden Herausforderungen im Bereich der Rauschgiftkriminalität anzugehen.