Die Corona-Pandemie hat nicht nur die Gesundheit vieler Menschen weltweit beeinträchtigt, sondern auch tiefe seelische Narben hinterlassen. Eine Untersuchung zum fünfjährigen Bestehen der Pandemie zeigt auf, dass der Großteil der Bevölkerung die Zeit relativ glimpflich überstanden hat. Gleichwohl kämpfen zahlreiche Menschen weiterhin mit schwerwiegenden langfristigen Folgen, die als Long-Covid bekannt sind.
Ein Beispiel ist der 15-jährige Theo Astor aus Rheinland-Pfalz, der durch seine Corona-Erkrankung im März 2022 eine drastische Wende in seinem Leben erfuhr. Theo, der im Rollstuhl sitzt, war zwei Jahre lang bettlägerig und konnte trotz seines Wunsches nicht zur Schule oder zur Feuerwehr gehen. Nach seiner Erkrankung entwickelte er Muskelschmerzen, Magenprobleme und dauerhafte Erschöpfung. Im Juni 2022 brach er dann zusammen und wurde Pflegefall, leidet nun an einer schweren Form des Chronischen Fatigue-Syndroms. In Rheinland-Pfalz sind etwa 17.500 Menschen drei Monate nach einer Covid-19-Erkrankung von ähnlichen gesundheitlichen Einschränkungen betroffen, wie SWR berichtet.
Langfristige Folgen von Long-Covid
Die Behandlung von Long-Covid gestaltet sich schwierig. Dr. Astrid Weber, Leiterin des Ambulanten Corona-Kompetenzzentrums in Koblenz, erwähnt, dass zwischen 0,4 und 3 Prozent der Bevölkerung an Long-Covid erkranken können. Wartelisten in Behandlungszentren verlängern sich stetig, während die Symptome stark variieren. Während ältere Patienten häufig unter Herz- und Lungenerkrankungen leiden, sind bei jüngeren Menschen oft chronische Müdigkeit und psychische Probleme wie Angst und Depressionen zu beobachten. Die Behandlung konzentriert sich derzeit hauptsächlich auf Symptome wie Müdigkeit und Schlafprobleme, wobei es bislang keine spezifischen Medikamente gegen Long-Covid gibt. Dr. Weber fordert dringend mehr finanzielle Mittel für Forschung und schnellere Studien in diesem Bereich.
Insbesondere Kinder und Jugendliche sind von den negativen Folgen der Pandemie betroffen. Eine Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf hat gezeigt, dass sich die psychische Gesundheit dieser Altersgruppe deutlich verschlechtert hat. Eine Zunahme von Schulangst, Einsamkeit und Depressionen wurde festgestellt. Gleichzeitig gibt es keine einheitlichen Standards für die Diagnose und Behandlung von Long-Covid, was die Situation zusätzlich erschwert. Die Symptomvielfalt verlangt oft individuelle Behandlungsansätze, abhängig von den vorherrschenden Beschwerden, wie AOK aufzeigt.
Auswirkungen auf die psychische Gesundheit
Die Pandemie hat auch das psychische Wohlbefinden der Bevölkerung massiv beeinträchtigt. So zeigen Studien, dass aufgrund von Einschränkungen und sozialer Isolation das Risiko für psychische Störungen erheblich gestiegen ist. Psychotherapeuten kommen hier eine zentrale Rolle zu, indem sie gezielt auf die gesellschaftlichen Auswirkungen eingehen. Infektionen mit dem Coronavirus erhöhen das Risiko für psychische Probleme, insbesondere bei Menschen mit Vorerkrankungen und jüngeren Altersgruppen. Die Zahl der wissenschaftlichen Publikationen zu COVID-19 hat seit Beginn der Pandemie stark zugenommen. Dennoch wird deutlich, dass die Ressourcen von Gesundheitsbehörden in der psychosozialen Betreuung unzureichend investiert werden.
Die Ergebnisse einer Umfrage in Deutschland zeigen, dass lediglich 10% der Befragten die Pandemie positiv bewerten, während 36% negative Auswirkungen betonen. Dies verdeutlicht die erhebliche psychologische Belastung, die viele Menschen durchleben – insbesondere durch soziale Isolation und Quarantäneerfahrungen. Psychopraktische Maßnahmen müssen auf die unterschiedlichen Gruppen und deren spezifische Bedürfnisse während dieser Krisenzeit eingehen, um die öffentliche Gesundheit zu sichern.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Langzeitfolgen der COVID-19-Pandemie in vielen Lebensbereichen spürbar sind. Die Notwendigkeit, offen über die eigenen Erfahrungen zu sprechen und die verschiedenen Facetten der Pandemie aufzuarbeiten, betont auch Dokumentarfilmer Sascha Becker, der eindringliche Symptome und persönliche Schicksale dokumentiert, die nach wie vor unter den Folgewirkungen leiden.