In Rheinland-Pfalz sind die Probleme im Nahverkehr auf der Schiene auf der rechten Rheinseite in den letzten Monaten immer deutlicher zutage getreten. Es gab zahlreiche Ausfälle, Verspätungen und Informationsmängel, die die Fahrgäste erheblich belasteten. Laut einem Bericht von Blick aktuell fand in der letzten Februarwoche ein Gespräch des Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV-Nord) in Koblenz statt, um mehr Licht in die Ursachen der Probleme zu bringen.
Bei diesem Treffen waren zahlreiche kommunale Partner, darunter Vertreter aus dem Rhein-Lahn-Kreis und dem Landkreis Neuwied, sowie mehrere Städtegruppen und das Team von DB InfraGO sowie der Eisenbahnverkehrsunternehmen VIAS und DB Regio NRW anwesend. Thorsten Müller, der Verbandsdirektor, berichtete von einem offenen und konstruktiven Austausch darüber, was die Schwierigkeiten verursachte und wie Lösungen gefunden werden könnten.
Ursachen der Instabilität
Die Hauptursache für die instabile Verkehrssituation seit Sommer 2024 ist der Mangel an qualifizierten Fachkräften im elektronischen Stellwerk in Frankfurt. Dazu benötigt man normalerweise zwei ständig besetzte Arbeitsplätze, die aufgrund eines anhaltenden Fachkräftemangels häufig unbesetzt bleiben. Dies hat nicht nur Einzelne, sondern sogar alle Fahrten einer Schicht zur Folge, die dann ausfallen müssen. Die DB hat sich für die Unannehmlichkeiten entschuldigt und versucht, durch verstärkte Recruiting-Aktivitäten Abhilfe zu schaffen.
Eine umfassende Analyse der Stellwerke in Deutschland zwischen Mitte August 2023 und dem 1. Januar 2024 ergab, dass in diesem Zeitraum mindestens 2.594 Stunden Stellwerke nicht besetzt waren. Dies entspricht einem Verlust von über 108 vollen Tagen ohne Schienenverkehr auf den betroffenen Strecken. Dies wurde von DB-Watch bestätigt, was die Besorgnis über die mangelnde Personalverfügbarkeit verstärkt.
Geplante Maßnahmen zur Verbesserung
Die DB hat ein dreistufiges Konzept zur Verbesserung des Zugangebots bis Ende 2025 entwickelt. Stufe 1 beinhaltet die Umleitung von Güterzügen, um einen Stundentakt der Regionalzüge aufrechtzuerhalten, und diese Maßnahme läuft bereits seit Dezember 2024. In einem nächsten Schritt, Stufe 2, sollen bis Ostern 2025 neue Mitarbeitende nach entsprechender Schulung und Einweisung für den operativen Einsatz bereitstehen. Hierbei wird auch die Bedienung des Stellwerks Oberlahnstein in das Netz Koblenz integriert.
Für Stufe 3 wurde das Ziel gesetzt, die Personalsituation bis Ende 2025 zu stabilisieren, um das Stellwerk wieder voll zu besetzen und einen regulären Bahnverkehr zu gewährleisten. Die Ausbildung der notwendigen Fachkräfte nimmt je nach Vorqualifizierung zwischen zehn Monaten und zwei Jahren in Anspruch.
Bedeutung und Auswirkungen
Die unterbesetzten Stellwerke haben massive Auswirkungen auf die Schieneninfrastruktur in Deutschland. Aufgrund des anhaltenden Personalmangels kämpfen viele Bahnbetreiber, ihre gesetzlichen Pflichten zur Bereitstellung einer funktionierenden Schieneninfrastruktur zu erfüllen. Dies führt zu wirtschaftlichen Schäden, unzufriedenen Fahrgästen und häufigen Verspätungen in den Lieferketten. Die negative Wahrnehmung der Bahn im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern ist alarmierend. Laut VDV entscheiden sich viele Menschen, aus Unzufriedenheit mit der Bahn, eher für das Auto als für den Zug, was langfristige Folgen für den Verkehrssektor haben könnte.
Die Mobilitätsbranche mit ihren klaren Zielen für die kommenden Jahre steht vor großen Herausforderungen. Bis 2030 muss die Zahl der Beschäftigten im ÖPNV um 21 % steigen, um den anhaltenden Fachkräftemangel zu bewältigen. Insbesondere die Schiene spielt eine zentrale Rolle in den Klimaschutzzielen. Die DB und ihre Partner müssen rasch handeln, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden und ein stabiles Angebot sicherzustellen.