Am 25. Januar 2025 besuchte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ein Geothermie-Kraftwerk in Landau, Pfalz. Der Kanzler sprach von einem bemerkenswerten Aufschwung in der Tiefenbohrtechnologie zur Energiegewinnung. Scholz betonte, dass viele zuvor geplante Geothermie-Projekte zwar abgebrochen wurden, jedoch nun eine neue Welle von Initiativen zu verzeichnen sei. Besonders hebt er die Geothermie als eine ungenutzte, ökologische Möglichkeit hervor, die für Haushalte und Unternehmen Wärme bereitstellen kann.
Ein zentraler Aspekt seiner Ansprache war die Bedeutung von Lithium, das als wichtiges Nebenprodukt der Geothermie hervorgehoben wurde. Es ist entscheidend für die Herstellung von Batterien, die in der Elektromobilität und anderen Energieanwendungen unverzichtbar sind. Scholz stellte den Bezug zur Rohstoffversorgung in Europa her und wies auf die Abhängigkeit von Importen hin. Ein wichtiger Schritt sei die Möglichkeit, Lithium und andere Ressourcen in Deutschland selbst zu fördern.
Vulcan Energy und die Zukunft der Geothermie
Betreiber des besuchten Kraftwerks ist das Karlsruher Unternehmen Vulcan Energy. Dieses Unternehmen hat ambitionierte Pläne: Ab dem Jahr 2030 soll klimaneutrale Wärme für über eine Million Menschen im Oberrheingraben erzeugt werden, während gleichzeitig Lithium gewonnen wird. Der Plan sieht vor, heißes Industriewasser sowie lithiumreiches Thermalwasser über Pipelines zu den Geothermie- und Lithium-Anlagen zu leiten.
Wichtig ist auch der Prozess der Lithiumgewinnung. Das lithiumreiche Thermalwasser wird extrahiert und das Wasser anschließend wieder in den Untergrund geleitet. In Frankfurt-Höchst erfolgt die Verarbeitung des Lithium zu batteriefertigem Lithiumhydroxidmonohydrat. Zudem hat Vulcan Energy bereits Abnahmeverträge mit namhaften Automobilherstellern wie Stellantis, Volkswagen, Renault und LG geschlossen. Diese Verträge unterstreichen das Ziel, Deutschland unabhängiger von Energieimporten und den schwankenden Preisen fossiler Energien zu machen.
Technologische Herausforderungen und Entwicklungen
Zusätzlich zu den praktischen Aspekten besteht eine technische Herausforderung in der nachhaltigen Extraktion von Lithium aus geothermalen Sole. Derzeit sind verschiedene Verfahren zur Lithium-Gewinnung in der Entwicklung, jedoch fehlt es an marktreifen Technologien. Das Projekt „ThermIon“ hat sich der umweltfreundlichen und wirtschaftlich attraktiven Extraktion verschrieben und inkludiert die gesamte Prozesskette, von der Vorbehandlung der Sole über die Lithiumextraktion bis hin zur Kristallisation.
Eine der Herausforderungen besteht darin, Lithium selektiv zu extrahieren, ohne das geochemische Gleichgewicht zu stören. Technische Risiken sind zu beachten, da Störungen zu Ausfällen weiterer Inhaltsstoffe führen können. Das Team hinter dem Projekt arbeitet an innovativen Direct-Lithium-Extraction-(DLE)-Technologien, die unter extremen Bedingungen arbeiten müssen, um Lithium effizient zu extrahieren. Das Verfahren wird momentan in Laborversuchen getestet, mit einer optimistischen Einschätzung der Funktionalität im größeren Maßstab.
Die Integration dieser neuen Technologien in geothermische Projekte im Oberrheingraben könnte einen bedeutenden Schritt zur Verbesserung der Rohstoffversorgung in Europa aus heimischen Quellen darstellen. Diese Entwicklungen sind notwendig, um die Abhängigkeit von Importen zu verringern und gleichzeitig die Nutzung erneuerbarer Energien zu fördern.
Mehr Details zu diesen Initiativen und der Geothermie als Energieträger finden Sie auf sueddeutsche.de und v-er.eu. Das Projekt „ThermIon“ wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) ebenfalls unterstützt, um der Rohstoffversorgung eine nachhaltige Richtung zu geben, wie auf ise.fraunhofer.de berichtet.