Am 19. Januar 2025 fand in Bingen der erste Gründungsgottesdienst des Jahres unter der Leitung von Bischof Kohlgraf statt. Bei diesem Ereignis betonte der Bischof die zentrale Rolle der Pfarreien als sichtbare Ausdrucksform der Kirche. Pfarreien fungieren nicht nur als geistliche Heimat, sie bieten auch einen stabilen Ort der Beheimatung und fördern die Gemeinschaft unter den Gläubigen. Der Bischof wünscht sich, dass die neu gegründete Pfarrei in Bingen ein eben solcher Ort der Begegnung wird, der die Vielfalt und Teilhabe aller Menschen, unabhängig von ihrem Alter, ermöglicht. Ehrenamtliches Engagement wird hier besonders gefördert, was ein wichtiger Aspekt in der Begleitung sämtlicher Generationen in der Gemeinde darstellt.
Die Bedeutung dieser Pfarreien wird unterstrichen durch die Vielzahl an wichtigen Ereignissen, die dort stattfinden. Ob Taufen, Sakramente, Eheschließungen oder das Gedenken an Verstorbene – die Pfarrkirchen sind seit Generationen ein Ort des Glaubens und der Spiritualität. Bischof Kohlgraf betont, dass die neue Pfarrei nicht nur existieren soll, sondern aktiv gestaltet werden muss, um diesen Aufgaben gerecht zu werden. Um die Pfarrei optimal zu leiten, ist Markus Lerchl als leitender Pfarrer eingesetzt, während Pastoralreferent David Haub die Koordination übernimmt und Knut Wissenbach die Verwaltungsleitung innehat.
Pastoraler Weg und Pfarreiengründungen
Im Zuge des Pastoralen Weges, der zur Neustrukturierung des kirchlichen Lebens im Bistum Mainz dient, werden zum 1. Januar 2025 insgesamt neun weitere Pfarreien aus bestehenden Pastoralräumen gegründet. Diese Veränderungen sind Teil einer kontinuierlichen Entwicklung innerhalb der katholischen Kirche, die sich mit den Herausforderungen der heutigen Zeit auseinandersetzt und den Menschen in ihrer jeweiligen Lebenssituation begegnen möchte. Das Konzept des Pastoralen Weges zielt darauf ab, die evangelische Ausstrahlung der Kirche in der Gesellschaft zu stärken und sicherzustellen, dass sie als verlässlicher Partner und Ansprechpartner wahrgenommen wird.
In einem weiteren Kontext betont die Befreiungstheologie die Notwendigkeit, sich aktiv für die Armen einzusetzen. Diese Theologie, die in Lateinamerika entstanden ist, interpretiert biblische Traditionen als Grundlage für Gesellschaftskritik und stellt materielle Armut in den Mittelpunkt ihres Handelns. Insbesondere Papst Franziskus hebt die „Option für die Armen“ hervor und stellt fest, dass der Glauben aller Christen durch diese göttliche Vorliebe beeinflusst wird. Dabei ist die Option für die Armen nicht als zusätzliches sozialpolitisches Engagement zu verstehen, sondern als grundlegendes Prinzip kirchlichen Handelns, das sich konkret im alltäglichen Leben und liturgischen Feiern, wie Abendmahl und Eucharistie, manifestiert Pastoraler Weg und Befreiungstheologie.
Die Befreiungstheologie, die ihren Ursprung in den 60er- und 70er-Jahren hat, legt nahe, dass Armut als eine Form der „strukturellen Sünde“ verstanden wird und analysiert die Ursachen dieser Armut in den sozialen und wirtschaftlichen Ungerechtigkeiten der Gesellschaft. Aktive Begleitung in den Kämpfen der Menschenrechte ist daher eine wesentliche Forderung dieser Theologie, die sich nicht nur auf Lateinamerika beschränkt, sondern auch weltweit an Bedeutung gewinnt.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Entwicklungen im Bistum Mainz unter Bischof Kohlgraf nicht nur die Gründung neuer Pfarreien vorantreiben, sondern auch einen bedeutenden Teil der kirchlichen Lehre und Praxis widerspiegeln, die sich aktiv für soziale Gerechtigkeit und das Wohl der Gemeinschaft einsetzen.