Häusliche Gewalt ist ein gravierendes und weit verbreitetes Problem, das Menschen in nahezu jeder Altersgruppe und sozialen Schicht betrifft. Die Dunkelziffer ist dabei alarmierend hoch, da viele Opfer aus Scham und Furcht zögern, Anzeige zu erstatten. Monate oder sogar Jahre können vergehen, bis Betroffene den Mut aufbringen, sich Hilfe zu holen oder die Polizei einzuschalten.
Um dieser tragischen Entwicklung entgegenzuwirken, wurde ein neues Angebot ins Leben gerufen, das vertrauliche Hilfe nach Gewalt bietet. Diese Initiative ermöglicht es Opfern, ihre Spuren gerichtlich sichern zu lassen, ohne sich sofort an die Polizei wenden zu müssen. In Rheinland-Pfalz stehen elf Kliniken bereit, um diese wichtige Unterstützung zu leisten. Meldungen über die Untersuchungen erfolgen anonym über die Rechtsmedizin Mainz, wobei die Untersuchungsergebnisse für fünf Jahre aufbewahrt und die Dokumentation für dreißig Jahre gesichert wird. Diese Vorgehensweise gibt den Opfern die nötige Zeit, um zu entscheiden, ob sie eine Anzeige erstatten möchten, ohne unter Druck gesetzt zu werden.
Vertrauliche Hilfe in Rheinland-Pfalz
Das Projekt „Vertrauliche Hilfe nach Gewalt“, organisiert durch das Institut für Rechtsmedizin in Mainz, bietet eine Vielzahl von Dienstleistungen an. So können Betroffene sowohl nach sexualisierter als auch nach häuslicher Gewalt vertrauliche Spurensicherung in Anspruch nehmen. Die Kontaktaufnahme erfolgt einfach via E-Mail unter irm-ambulanz(at)unimedizin-mainz.de oder telefonisch unter 06131/17-9499. Die Sprechzeiten sind von Montag bis Donnerstag von 8:00 bis 16:00 Uhr und freitags bis 12:00 Uhr.
Darüber hinaus gibt es mehrere Kliniken in Mainz, die eine 24/7-Verfügbarkeit anbieten, darunter die Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Frauengesundheit sowie die Notaufnahme der Universitätsmedizin Mainz. Diese Einrichtungen sind darauf vorbereitet, sofortige medizinische Versorgung und vertrauliche Spurensicherung bei häuslicher Gewalt anzubieten, ganz ohne vorherige Anmeldung.
Alarmierende Statistiken
Die Notwendigkeit solcher Angebote wird durch alarmierende Statistiken untermauert. Im Jahr 2023 stieg die Zahl der registrierten Opfer häuslicher Gewalt in Deutschland um 6,5 % im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt wurden rund 256.000 Opfer verzeichnet, was einen Anstieg von fast 20 % in den letzten fünf Jahren bedeutet. Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass etwa 70 % der registrierten Opfer weiblich sind, und zwei Drittel der Gewaltfälle innerhalb (Ex-)Partnerschaften stattfinden.
Geduldig und heimlich haben viele Betroffene die Hoffnung aufgegeben, dass sich die Situation verbessern könnte. Tatsächlich liegt die Dunkelziffer der häuslichen Gewalt schätzungsweise bei 25 %. Häusliche Gewalt umfasst nicht nur körperliche, sondern auch psychische und sexuelle Gewalt, die oft mit Kritik, Eifersucht, Bedrohungen und Kontrolle beginnt.
Hilfsangebote
Um den Betroffenen einen Ausweg aus dieser Krise zu bieten, existieren spezielle Hilfetelefone. So können Frauen unter der Nummer 0 800 00/116 016 Unterstützung erhalten, während Männer unter 0 800/123 99 00 Hilfe bekommen können. Kinder, die oft ebenfalls unter den Folgen häuslicher Gewalt leiden, können sich an das Kinder- und Jugendtelefon „Nummer gegen Kummer“ unter der Nummer 116 111 wenden.
Die Initiative, vertrauliche Hilfe anzubieten, ist ein bedeutender Schritt in die richtige Richtung, um die oft unsichtbaren Opfer von häuslicher Gewalt zu unterstützen und ihnen die Hilfe zukommen zu lassen, die sie benötigen.