Catcalling ist ein weitverbreitetes Phänomen, das als verbale sexuelle Belästigung von Frauen im öffentlichen Raum definiert wird. Um auf dieses gravierende Problem aufmerksam zu machen, planen die Frauenberatungsstelle Neustadt und die Gleichstellungsbeauftragte Martina Johannes eine besondere Aktion zum Weltfrauentag am 8. März. Diese findet von 10 bis 14 Uhr auf dem Marktplatz statt, wo anzügliche Sprüche mit Straßenmalkreide auf das Pflaster vor der Kirche geschrieben werden. Ziel ist es, die Drastik der Catcalls zu verdeutlichen und die Bürger für dieses Thema zu sensibilisieren, wie haz.de berichtet.
Mirjam Pfennig, Sozialarbeiterin der Beratungsstelle, hebt hervor, dass die gesammelten Erfahrungen von Frauen zeigen, wie schockierend diese Belästigungen oft sind. Beispiele für drastische Sprüche sind Aussagen wie „Du hast so ’nen geilen Arsch!“ oder „Willst du ficken?“. Die Organisatorinnen hoffen, durch diese Aktion einen Gesprächsbedarf zu erzeugen und über Hilfsangebote zu informieren. Ein Infostand wird eingerichtet, um den Dialog mit Passanten zu fördern. Ab 11 Uhr wird zudem das Tycho Barth Duo mit Musik zur Stimmung beitragen.
Gesellschaftliche Resonanz auf Catcalling
In den letzten Jahren hat das Thema Catcalling an öffentlicher Aufmerksamkeit gewonnen. Frauen empfinden sexuelle Belästigungen auf offener Straße häufig als äußerst unangenehm und belastend. Auf Plattformen wie Instagram teilen viele Frauen ihre Erfahrungen und machen durch Kreideaktionen in verschiedenen Städten auf das Problem aufmerksam. Eine bemerkenswerte Initiative ist die Online-Petition der 20-jährigen Studentin Antonia Quell aus Fulda, die bereits über 65.000 Unterschriften gesammelt hat. Sie fordert, dass verbale sexuelle Belästigung einen eigenen Platz im deutschen Gesetz erhält, da es derzeit keinen eigenständigen Straftatbestand gibt, wie dw.com berichtet.
Die Petition wird möglicherweise den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags beschäftigen, was eine bedeutende Entwicklung darstellen könnte. Antonia Quell betont, dass nicht jede Form von Aufmerksamkeit positiv ist und viele Frauen durch Catcalling belastende Erfahrungen gemacht haben. Kritiker zweifeln jedoch an, dass die Gesellschaft bereit ist, die nötigen Veränderungen vorzunehmen, und argumentieren, dass Belästigung subjektiv wahrgenommen wird.
Bedeutung der Beratungsstelle
Die Frauenberatungsstelle Neustadt hat sich seit über 20 Jahren der Prävention, Öffentlichkeitsarbeit und individuellen Beratung von Frauen gewidmet. Im Jahr 2024 suchten 133 Frauen die Beratungsstelle auf, um Unterstützung zu Themen wie Gewalt in der Partnerschaft, Ängsten oder Einsamkeit zu erhalten. Neben einer Trennungsgruppe bietet die Beratungsstelle kostenfreie Vorträge sowie kreative Angebote wie Yoga und Bastelkurse an.
Die Finanzierung erfolgt durch Stadt, Region und Land sowie durch Spenden. Erst kürzlich erhielt die Einrichtung eine Spende von 1.400 Euro von Linda Gunkel, die das Vermögen des aufgelösten internationalen Frauenclubs Neustadt übergab. Die umfassenden Angebote der Beratungsstelle sind nicht nur wichtig für die direkte Hilfe, sondern auch für die langfristige Sensibilisierung der Gesellschaft zu Themen wie Catcalling und geschlechtsspezifischer Gewalt.
Insgesamt ist es wichtig, dass solche Aktionen fortgeführt werden, um die öffentliche Diskussion über sexuelle Belästigung zu fördern und eine Veränderung der gesellschaftlichen Wahrnehmung herbeizuführen. Der regelmäßige Austausch über diese Themen, unterstützt durch Berichte und Initiativen, ist unabdingbar, um effektive Maßnahmen gegen geschlechtsspezifische Gewalt umzusetzen, wie auch der Bericht des Deutschen Instituts für Menschenrechte zur Umsetzung der Istanbul-Konvention zeigt. Die Berichterstattung zu geschlechtsspezifischer Gewalt ist eine essentielle Grundlage für künftige Entwicklungen und institutionelle Veränderungen in Deutschland, wie institut-fuer-menschenrechte.de feststellt.