Die Schuhfabrik Carl Semler in Pirmasens hat Insolvenzantrag in Eigenverwaltung gestellt. Damit geht die älteste noch bestehende Schuhfabrik Deutschlands, gegründet 1863, durch eine schwere Krise. Der Antrag wurde am Amtsgericht Pirmasens eingereicht, welches dem Verfahren bereits zugestimmt hat. Die Gründe für die Insolvenz sind vielfältig: eine verschlechterte Wirtschaftslage, die aktuellen Rezession, Marktveränderungen sowie gestiegene Kosten in der Schuhbranche haben zu massiven Umsatzrückgängen geführt. Diese Entwicklungen haben nicht nur weniger Kunden, sondern auch spürbare Einbußen bei den Einnahmen zur Folge, wie merkur.de berichtet.
In der traditionell Schuhproduzierenden Stadt Pirmasens, die im 19. und 20. Jahrhundert als Zentrum der Schuhmanufaktur in Deutschland galt, wird die Produktion weiterhin aufrechterhalten. Die Fabrik beschäftigt zurzeit 250 Mitarbeiter in Deutschland und Ungarn, und die Geschäftsführung plant, die Produktion von Damenschuhen auch in Zukunft fortzuführen. Aktuell liegt die Tagesproduktion bei etwa 1.000 Paar Schuhen. Besonders erfreulich für die Belegschaft: Die Gehälter der Mitarbeiter sind bis Ende März durch Insolvenzgeld gesichert, sodass die Auszahlung trotz der finanziellen Schwierigkeiten gesichert ist, so swr.de.
Fokus auf Sanierung
Während des Sanierungsprozesses behält die Geschäftsführung die Kontrolle über das Unternehmen. Unterstützung erhält Carl Semler durch den Sanierungsexperten Lukas Eisenhuth sowie den vorläufigen Sachverwalter Dennis Blank. Das erklärte Ziel dieser Maßnahmen ist es, möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten. Die Hoffnung, die Insolvenz in Eigenverwaltung erfolgreich zu überstehen, ist dennoch vorhanden, da das Unternehmen sich auf seine traditionellen Stärken besinnt und weiterhin Damenschuhe produziert.
Die Herausforderungen, denen sich die Schuhfabrik gegenübersieht, spiegeln die allgemeinen Trends in der Branche wider. Laut einer Prognose von PwC wird der deutsche Schuhhandel 2024 erstmals wieder Umsätze vor der Corona-Krise erreichen. Allerdings geht der stationäre Einzelhandel weiterhin zurück, was teilweise durch den verstärkten Online-Verkauf bedingt ist. Der Online-Anteil am Gesamtmarkt stieg 2020 um 12 Prozentpunkte auf 38 Prozent. Dies hat auch Auswirkungen auf etablierte Unternehmen wie Carl Semler, die sich dem veränderten Kaufverhalten anpassen müssen, um in dieser neuen Realität bestehen zu können, wie deutsche-wirtschafts-nachrichten.de zeigt.
Zusammenfassend zeigt sich, dass die Schuhfabrik Carl Semler nicht nur ein Stück deutscher Geschichte ist, sondern auch ein Beispiel für die Herausforderungen, mit denen die Branche konfrontiert ist. Mit einem klaren Fokus auf Sanierung und Erhalt der Arbeitsplätze bemüht sich das Unternehmen, gestärkt aus der Krise hervorzugehen.