Im beschaulichen Rohrbach wird der älteste männliche Bürger der Gemeinde geehrt: Hermann Michely, der am 24. Dezember 2024 99 Jahre alt wurde. Er wurde in der kleinen Kolonie Rohrbach geboren und ist nach wie vor eine prägende Figur in der Gemeinde. Die Feierlichkeiten zu seinem Ehrentag fanden im Kreise seiner Familie statt. Anwesend waren seine zwei Töchter, Margarethe und Christel, sein Schwiegersohn sowie zwei Enkel und drei Urenkel. Auch der Rohrbacher Ortsvorsteher Martin Biedermann und Mitglieder der Kolpingfamilie sowie Nachbarn und Verwandte kamen, um ihm zu gratulieren.
„Hermann Michely ist das einzig noch lebende Gründungsmitglied der Kolpingfamilie,“ berichtet Homburg1.de. Trotz seiner Vorliebe, nicht im Mittelpunkt zu stehen, konnte man bei ihm seinen Humor und seine Dankbarkeit spüren. Michely wuchs in einem Wirtshaus auf, das von seinen Eltern geführt wurde, und entwickelte bereits früh eine Leidenschaft für das Bäcker- und Konditorenhandwerk. Der Traum eines eigenen Cafés begleitete ihn ein Leben lang.
Ein bewegtes Leben
Mit erst 17 Jahren wurde Hermann Michely eingezogen und verbrachte einen Teil des Krieges in Norwegen sowie in französischer Kriegsgefangenschaft. Nach der Rückkehr fand er Arbeit in der Kettenfabrik seines Onkels und verbrachte anschließend 30 Jahre in der Bierbrauerei Becker. Seine Goldene Hochzeit feierte er mit seiner Frau Auguste, die 2011 verstarb. Seine Tochter Christel beschreibt ihn als hilfsbereit und talentiert in verschiedenen Handwerkskünsten.
Nach seiner Pensionierung wandte sich Michely verstärkt seinen Enkeln zu. Sein grüner Daumen kommt beim Anbau von Obst und Salaten im heimischen Garten zum Tragen. Auch politisch ist er auf dem Laufenden und informiert sich regelmäßig durch Zeitungen und Fernsehsendungen. Besonders interessiert ist Michely an Kochsendungen und probiert gerne neue Rezepte aus. Zu seinen Spezialitäten zählen Kartoffelsalat, Grießknödel und die traditionelle „Geheirate“.
Die Geschichte der Kolonie Rohrbach
Um den historischen Kontext zu verstehen, ist es wichtig, die Gründung der Kolonie Rohrbach im Jahr 1809 zu betrachten. Damals wanderten viele deutsche Familien, überwiegend aus der Pfalz, in das Gebiet, das etwa 12-14 Meilen von Odessa entfernt liegt. Historiker wie Dr. Stumpp berichten, dass die ersten Siedler unter schwierigen Bedingungen lebten, zunächst in Erdhöhlen, bevor sie stabilere Häuser errichteten. Die Kolonie erlebte zwischen 1838 und 1847 ein rasches Wachstum, was die Ansiedlungsbedingungen und die Herausbildung einer stabilen Gemeinschaft begünstigte. Viele der ersten Siedler waren arm und brachten Schulden mit, was die Entwicklung jedoch nicht aufhielt. Die wirtschaftliche Basis wurde durch die Schafzucht und den Anbau von Gemüse gestützt.
Diese Geschichte ist für Michely von großer Bedeutung, da sie die Wurzeln seiner Familie und der Gemeinde aufzeigt, in der er sein ganzes Leben verbracht hat. Die Kolonie Rohrbach ist nicht nur ein geografischer Ort, sondern ein Teil seines Erbes, das er mit größter Wertschätzung behandelt.
Inmitten solcher tiefen historischen Zusammenhänge bleibt Hermann Michely ein Lichtblick für die Gemeinschaft. Die positive Einstellung und der Humor, die ihm attestiert werden, bereichern das Leben seiner Familie und Nachbarn und zeigen, dass das Alter auch mit einem lebendigen Geist einhergehen kann.