Das Pilotprojekt zur Einführung einer vierten Reinigungsstufe an der Kläranlage in Speyer wird von Stadtwerke-Bereichsleiter Jürgen Wölle als voller Erfolg bezeichnet. Am 10. März 2025 verkündete Wölle, dass die positiven Ergebnisse die Absicht unterstützen, Fördermöglichkeiten für den weiteren Ausbau einer vierten Reinigungsstufe zu suchen. Die geschätzten Investitionskosten für diesen Ausbau liegen im zweistelligen Millionenbereich. Ein solcher Schritt würde nicht nur die Effizienz der Kläranlage steigern, sondern auch zur Verbesserung der Wasserqualität in der Region beitragen.
Die vierte Reinigungsstufe hat sich als besonders wertvoll in der Bekämpfung von Spurenstoffen erwiesen. In urbanen Gebieten zeigen abflussschwache Gewässer sowohl umweltrelevante Konzentrationen von Spurenstoffen, als auch eine unzureichende Regulierung dieser Stoffe. Dieses Problem wird von der bayerischen Spurenstoffstrategie aufgegriffen, die das Ziel verfolgt, den Eintrag anthropogener Spurenstoffe in Gewässer zu eliminieren. Die Nachrüstung kommunaler Kläranlagen mit einer vierten Reinigungsstufe erfolgt dabei freiwillig und wird vom Freistaat Bayern finanziell gefördert.
Fördermöglichkeiten und Anreize
Ein zentrales Ziel des bayerischen Sonderprogramms zur Elimination von Spurenstoffen ist die Unterstützung bei der Nachrüstung bestehender Kläranlagen. Das Investitionsprogramm gilt seit dem 1. Januar 2023 und läuft bis zum 31. Dezember 2024, mit der Option auf Verlängerung bis Ende 2028. Im Rahmen des Programms erhalten Kommunen Förderungen von bis zu 70 Prozent der Kosten, abhängig vom Jahr der Inbetriebnahme der neuen Technologie. Im Detail werden folgende Fördersätze angeboten:
Jahr der Inbetriebnahme | Fördersatz |
---|---|
2024 | 70 % |
2025 | 60 % |
2026 oder später | 50 % |
Um Fördermittel zu erhalten, muss eine Machbarkeitsstudie vorgelegt werden, die die geplante Technik, den Bauzeitenplan und die Kosten detailliert darstellt. Die Prüfung dieser Studien erfolgt durch das Landesamt für Umwelt (LfU) und die Reihenfolge der Genehmigungen richtet sich nach dem Zeitpunkt des Eingangs dieser Studien.
Technische Anforderungen und Ziele
Die neuen Anlagen zur Elimination von Spurenstoffen sind mit spezifischen Anforderungen verbunden. Im Rahmen der geforderten Reinigungsleistung muss an Trockenwettertagen eine mittlere Eliminationsleistung von mindestens 80 Prozent für sechs Indikatorspurenstoffe gewährleistet sein. Zu den relevanten Substanzen zählen unter anderem Carbamazepin, Diclofenac und Metoprolol, deren Höchstgrenzen im Klärwasser ebenfalls festgelegt sind.
Die Überwachung dieser Reinigungsleistung erfolgt durch regelmäßige Eigenkontrollen alle zwei Monate sowie einer jährlichen Berichterstattung an die zuständigen Wasserwirtschaftsämter. Damit wird sichergestellt, dass die neuen Standards nicht nur eingehalten, sondern auch kontinuierlich optimiert werden.
Die Erfolge des Pilotprojekts in Speyer könnten Vorbildcharakter für andere Kommunen besitzen, die ebenfalls von den Vorteilen einer vierten Reinigungsstufe profitieren möchten. Die Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität sind nicht nur lokal von Bedeutung, sondern tragen auch zur Erhaltung der ökologischen Gesundheit der Gewässer insgesamt bei.
Weitere Informationen zur bayerischen Spurenstoffstrategie und den damit verbundenen Förderungen können auf der Seite des Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz nachgelesen werden.
Das Projekt in Speyer zeigt, dass lokale Initiativen, unterstützt durch staatliche Programme, einen bedeutenden Schritt in Richtung nachhaltiger Wasserbewirtschaftung darstellen können. Der Weg zur kommenden Reinigungsstufe könnte erheblich zur Entlastung der Gewässer beitragen und lohnt sich nicht nur finanziell, sondern auch ökologisch.