In Deutschland schwänzen regelmäßig zwischen fünf und zehn Prozent der Schüler die Schule, was eine alarmierende Zahl darstellt. Etwa sechs Prozent der Jugendlichen verlassen jährlich ohne Abschluss die Schulbank. Als Schulabsentismus wird das unerlaubte Fernbleiben von der Schule definiert, ohne eine legitime Entschuldigung vorzulegen. Experten unterscheiden dabei drei Hauptformen: Aversives Schulschwänzen, das durch den Wunsch motiviert wird, angenehmere Aktivitäten nachzugehen; die Angst vor Misserfolg oder Mobbing, die die Schüler hemmt; und die Zurückhaltung durch das Elternhaus, wo möglicherweise Gewalt oder Missbrauch verschleiert werden oder selbst Unterstützung benötigt wird. Der Anstieg des Schulabsentismus wird teilweise auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie zurückgeführt, die Lockdowns führten zu Vereinsamung und erschwerten das Zusammenarbeiten in Gruppen. Ein zentrales Problem ist der Mangel an Plätzen in der Kinder- und Jugendpsychotherapie.
Als Präventionsmaßnahmen in der Schulsozialarbeit kommen Klassenräte zum Einsatz, und es wird betont, dass die Teilhabe und Mitgestaltung in der Schule entscheidende Schlüssel zur Vorbeugung von Schulabsentismus sind. Allerdings wird das deutsche Schulsystem als hierarchisch beschrieben, was die Mitbestimmung der Schüler einschränkt. Zu diesen Themen wurde auch eine umfassende Studie durchgeführt, die die psychosozialen Belastungen von Kindern und Jugendlichen erfasst hat.
Psychosoziale Belastungen und Unterstützung
Zu Beginn der COVID-19-Pandemie zeigte sich eine signifikante psychosoziale Belastung bei Kindern und Jugendlichen aus Ein-Eltern-Haushalten. Die Ergebnisse der KIDA-Studie belegen, dass diese Belastungen auch nach der Pandemie bestehen bleiben und nicht ausschließlich pandemiebedingt sind. Heranwachsende aus Alleinerziehendenhaushalten erlebten eine stärkere psychosoziale Belastung im Vergleich zu Gleichaltrigen aus Zwei-Eltern-Haushalten. Über 40 Prozent der Kinder aus diesen Haushalten berichteten, dass sie in schulischen oder betrieblichen Kontexten nicht ausreichend unterstützt wurden.
Darüber hinaus schätzen Kinder und Jugendliche aus Ein-Eltern-Haushalten ihre allgemeine sowie psychische Gesundheit schlechter ein als ihre Altersgenossen. Laut der KIDA-Studie wünschen sich 75 Prozent der Alleinerziehenden professionelle Unterstützung zur Bewältigung pandemiebedingter Belastungen, wobei der Bedarf an Unterstützung besonders von Schulpsychologen, Sozialarbeitern, Sportvereinen und Kinderärzten gefordert wird. Die Studie zeigt auch, dass Kinder aus Ein-Eltern-Haushalten seltener an sportlichen Aktivitäten außerhalb der Schule teilnehmen, wofür logistische Schwierigkeiten und finanzielle Belastungen als mögliche Ursachen genannt werden.