Auf dem Gelände des ehemaligen Kraftwerks Ensdorf im Saarland hat der umfangreiche Rückbau begonnen. Arbeiter zerkleinern Beton und Stahl, während Schneidbrenner zum Einsatz kommen, um die installierten Teile für den Abtransport vorzubereiten. Ziel dieser Maßnahmen ist eine umfassende Wiederverwertung der Materialien, insbesondere da Stahl gegenwärtig teuer ist. In nur wenigen Wochen wird der letzte Rest des einst so bedeutenden Kraftwerks verschwunden sein.
Das Kraftwerk Ensdorf, das 1961 in Betrieb genommen wurde und über eine installierte Leistung von 430 MW verfügte, stellte früher eine wichtige Energiequelle für die Stahlproduktion in der Region dar. In den letzten Dezembermonaten standen noch die beeindruckenden Hüllen der beiden Blöcke eins und zwei, die jeweils 30 Meter hoch sind, auf dem Gelände. Diese Blöcke produziertem insgesamt ca. 2. Milliarden kWh Strom pro Jahr durch die Verbrennung von Steinkohle sowie Ersatzbrennstoffen wie Tiermehl und Klärschlamm.
Der Wandel der Energieproduktion
Die rasante Deindustrialisierung im Saarland hat bereits seit 2012 an Fahrt gewonnen, als der Bergbau in der Region eingestellt wurde. Diese Entwicklung führte dazu, dass auch die Stromproduktion aus Kohle im Jahr 2017 endgültig eingestellt wurde. Im Dezember 2017 wurde die Stilllegung des Kraftwerks offiziell bekannt gegeben, ein Veränderungsprozess, der die gesamte Region nachhaltig prägt.
Der Rückbau des Kraftwerks begann am 1. Februar 2023 mit konventionellen Verfahren. Besonders bemerkenswert war die Sprengung von Kühlturm, zwei Kaminen und einer Filteranlage, die am 30. Juni 2024 stattfand. Bei dieser Sprengaktion wurden über 2.000 Sprengladungen verwendet, die für eine spektakuläre Zerstörung der Struktur sorgten. Während der Sprengung wurden umliegende Zuglinien und Straßen geschlossen, um die Sicherheit der Anwohner zu gewährleisten.
Planungen für die Zukunft
Der Eigentümer VSE AG plant eine Umnutzung der Fläche und will ein Industriepark namens „Energie- und Ressourcen-Zentrum Ensdorf (ERZ)“ entwickeln. Diese Pläne nehmen bereits Formen an, denn 2023 haben Unternehmen wie Wolfspeed und ZF Friedrichshafen Interesse an einem Halbleiterwerk am Standort bekundet. Die Schaffung neuer Arbeitsplätze und die Ansiedlung innovativer Technologien könnten der Region neue Perspektiven bieten.
Die historische Abkehr von der Kohlenutzung steht symbolisch für den Wandel hin zu nachhaltigeren Energiequellen. Der Kampf um den Erhalt eines neuen Steinkohlendoppelblocks, der 2006 von RWE Power AG angedacht wurde, endete mit einer starken Bürgerinitiative, die sich 2007 gegen den Neubau gründete. Eine Bürgerbefragung ergab damals 70,03% Ablehnung gegen den geplanten Kraftwerksbau, was letztendlich dazu führte, dass der Ensdorfer Gemeinderat die Änderung des Flächennutzungsplans ablehnte.
Die Entwicklung rund um das Kraftwerk Ensdorf zeigt eindrücklich, wie tiefgreifende Veränderungen in der Energiepolitik auch die industrielle Struktur einer Region beeinflussen können. Während die letzte Phase der Demontage ansteht, bleibt die Frage, wie sich die genannten Unternehmen in den kommenden Jahren konkret am Standort manifestieren werden.