Am 14. Januar 2025 fand im AWO-Fanprojekt InnWurf in Saarbrücken eine Veranstaltung des „Arbeitskreises Blau-Schwarze Geschichte“ statt, die an den 90. Jahrestag der Saarabstimmung von 1935 erinnerte. Bei dieser Abstimmung stimmte die Mehrheit der Saarländer für den Anschluss an das Deutsche Reich, ein Ereignis von erheblicher historischer Bedeutung.
Die Veranstaltung wurde von Ricardo Wilden, dem Leiter des AWO-Fanprojekts InnWurf, und Matthias Minnich von der aktiven Fanszene Virage Est eröffnet. Sie thematisierten die gesellschaftliche Verantwortung des Fußballs in der Erinnerungskultur. Zu diesem Anlass hielt der Heimatforscher Hans Peter Klauck einen Vortrag über den historischen Verlauf von 1920 bis 1935, in dem er die Rolle des FV Saarbrücken, dem Vorgänger des 1. FC Saarbrücken, analysierte.
Vortrag und Diskussion
Klauck wies darauf hin, dass der FV Saarbrücken in die nationalsozialistische Propaganda eingebunden war. Vereinliche Unterlagen zeigten deutlich nationalistische und antifranzösische Tendenzen. Eine zentrale Figur war Edmund Conen, ein Star des FV Saarbrücken, der vor der Saarabstimmung für die deutsche Nationalmannschaft spielte.
Am Abstimmungstag unterstützte der Verein die Deutsche Front durch Transportdienste für Wähler. Der Vereinspräsident Peter Kalder war entscheidend verantwortlich für die Verbindung des FV Saarbrücken zur Deutschen Front. Diese enge Beziehung zu nationalsozialistischen Ideologien und die damit verbundenen Lücken in der historischen Aufarbeitung waren Thema einer angeregten Diskussion unter den Teilnehmenden.
Erinnerung und Verantwortung
Ein weiterer diskussionswürdiger Punkt war die Zerstörung des Vereinsarchivs, die die Rekonstruktion der Vereinsgeschichte erheblich erschwert. Als Ehrengast berichtete Horst Bernard von der Flucht seiner Familie nach Frankreich und warnte eindringlich vor der Gefahr extremistischer Kräfte in der heutigen Zeit.
Die Teilnehmer betonten zudem die Notwendigkeit, auch in der Gegenwart wachsam zu bleiben. Trotz frostiger Temperaturen war die Veranstaltung gut besucht und spiegelte das große Interesse an dieser wichtigen Thematik wider.
Zukunftsperspektiven
Der Arbeitskreis kündigte bereits weitere Veranstaltungen und eine Ausstellung im April an. Jörg Alt, der 1. Vorsitzende, schlug die Einrichtung einer Abteilung „Historienpflege“ sowie eines FCS-Museums vor. Club-Präsident Hartmut Ostermann plante, dieses Vorhaben mit Alt zu besprechen, sodass die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Vereins weitergeführt werden kann.
Die Saarabstimmung von 1935 war nicht nur ein außenpolitischer Erfolg für das nationalsozialistische Regime, sondern stellte für viele Menschen im Saargebiet eine existentielle Gefahr dar. Angehörige von Minderheiten, wie Jüdinnen und Juden sowie Homosexuelle, sahen sich gezwungen, zu fliehen, während die nationalistische Propaganda des NS-Regimes große Unterstützung in der Bevölkerung fand. Auch die Vereinsmedien des FV Saarbrücken trugen aktiv zur Verbreitung dieser Ideologie bei, was eine kritische Reflexion und Aufarbeitung seiner Geschichte notwendig macht, um aus der Vergangenheit zu lernen und Wiederholungen zu vermeiden.