Eine Petition über die Arbeitsbedingungen an der SHG-Klinik in Völklingen hat in den letzten Tagen für Aufsehen gesorgt. Die Klinikdirektion sieht sich mit Vorwürfen konfrontiert, die besagen, dass es an Pflegekräften mangelt, was zu einer gefährlichen Versorgungslage führen könnte. Verwaltungsdirektor Oliver Adolph wies diese Vorwürfe emphatisch zurück, indem er darauf hinwies, dass die Zahl der angestellten Pflegekräfte kürzlich erhöht wurde. Auch die Behauptung, dass es einen massiven Abgang von Arbeitskräften gegeben habe, wurde von Geschäftsführer Bernd Mege dementiert. Laut Mege seien es vor allem Umstrukturierungen gewesen, die notwendig für die Überlebenschance der Klinik seien.
Die Petition, die von einer Pflegekraft initiiert wurde, fand Unterstützung bei nahezu 500 Personen. Besonders die Unzufriedenheit im Bereich der Intensivmedizin, wo zwei Stationen zusammengelegt wurden, wurde zur Sprache gebracht. Trotz der gesteigerten Mitarbeiterzahl sieht der Betriebsrat eine Verschärfung der Situation und widerspricht der Einschätzung von Sanierer Adolph. Gleichwohl betonte Pflegedirektorin Sabine Keller, dass es bereits Einarbeitungskonzepte für neue Mitarbeiter gibt, und es sei wichtig, die Defizite der Klinik, die von ursprünglich rund neun Millionen Euro auf fünf Millionen Euro halbiert werden konnten, in den Griff zu bekommen.
Verbesserungen in der Nachtversorgung
Im Kontext der Arbeitsbedingungen hat die SHG-Klinik einen bedeutenden Schritt unternommen, der bundesweit Beachtung findet: Die Klinik ist das erste Krankenhaus in Deutschland, in dem nachts Pflegekräfte nicht mehr allein arbeiten. Diese Vereinbarung wurde in Zusammenarbeit mit der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) etabliert und kürzlich bei der Auftaktveranstaltung zum „Monat der Pflegeberufe“ in der Saarbrücker Congresshalle unterzeichnet. SHG-Geschäftsführer Bernd Mege war gemeinsam mit anderen Vertretern von Verdi anwesend, um diese bahnbrechende Maßnahme zu feiern.
Gemäß den neuen Regelungen wird künftig mindestens zwei Pflegekräfte pro Nachtschicht auf Station arbeiten. Dies soll nicht nur dazu beitragen, die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter zu verbessern, sondern auch die Patientenversorgung zu optimieren. In anderen SHG-Kliniken im Regionalverband Saarbrücken sind ähnliche Vereinbarungen derzeit jedoch noch nicht geplant. Verdi hat zudem festgestellt, dass es in Deutschland fast zwei Drittel der Pflegekräfte gibt, die nachts allein arbeiten, was häufig zu gefährlichen Situationen führt.
Stress und Burnout im Pflegeberuf
Die Arbeitsbedingungen in der Pflege sind nach wie vor herausfordernd. Eine Studie hat ergeben, dass Krankenpflegekräfte in Deutschland ein hohes Risiko für die Entwicklung von Burnout aufweisen. So berichten 37,1 % der befragten Pflegefachkräfte von häufigem Auftreten körperlicher und emotionaler Erschöpfung. Besonders belastend ist die hohe Arbeitsintensität, die die Wahrscheinlichkeit von Erschöpfung erhöht. Soziale Unterstützung wird als ein zentraler Schutzfaktor identifiziert.
Mit den jüngsten Veränderungen in der SHG-Klinik und dem neuen Engagement zur Verbesserung der nächtlichen Pflege hoffen sowohl die Geschäftsführung als auch die Mitarbeiter auf eine positive Wende. Stellvertretende Ärztliche Direktorin Jennifer Kennel äußerte den Wunsch nach einem konstruktiven Dialog zur Verbesserung der Arbeitsstimmung, um sowohl die Pflegekräfte als auch die Patienten angemessen zu unterstützen.
Das Thema wurde auch in der SR info-Rundschau im Radio behandelt, und es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in den kommenden Wochen entwickeln wird.