Gérard Depardieu, der renommierte französische Schauspieler, sieht sich derzeit wegen schwerer Vorwürfe sexueller Belästigung vor Gericht. Im Verfahren, das sich um Vorfälle während der Dreharbeiten zu dem Film „Les volets verts“ im Jahr 2021 dreht, hat der 76-Jährige zugegeben, eine der Klägerinnen an der Hüfte berührt zu haben, bestreitet jedoch jegliche sexuelle Absicht. Auf eine entsprechende Frage antwortete er: „Ich glaube nicht.“ Laut Depardieu war er wütend und es herrschte eine hohe Temperatur, als er die Frau berührte, um nicht von der Kiste zu rutschen, auf der er saß. Er war zudem verärgert darüber, dass die Frau ein Gemälde, über das sie gesprochen hatten, als schlechtes Bild bezeichnete. Die genauen Umstände sowie die Vorwürfe einer Dekorateurin und einer Regieassistentin stehen im Mittelpunkt des Verfahrens, doch Depardieu erkennt die Anschuldigungen nicht an und nannte sie als erlogen, wie radioenneperuhr.de berichtet.
Bereits beim ersten Gerichtstermin im Oktober 2024 fehlte der Schauspieler, legte jedoch ein ärztliches Attest vor, um seine Abwesenheit zu entschuldigen. Der Prozess begann erst später, da Depardieu eine Verschiebung beantragte, was er jedoch nicht weiter erläuterte. Sein Anwalt Jérémie Assous zeigte sich entschlossen, die Vorwürfe zurückzuweisen und kündigte eine engagierte Verteidigung an. Dies wird umso relevanter, da zdf.de berichtet, dass zwei Frauen ihn beschuldigen, sexuelle Übergriffe begangen zu haben, darunter das unsittliche Berühren einer Bühnenbildnerin.
Zeugenaussagen und Reaktionen
Zeugen von den Filmsets, wie Anouk Grinberg, unterstützen die Anschuldigungen gegen Depardieu. Grinberg merkte an, dass Filmproduzenten, die den Schauspieler engagieren, de facto einen Täter einstellen. Diese Aussage hat in der Filmbranche für Aufsehen und gespaltene Meinungen gesorgt. Während einige Solidarität für Depardieu zeigen, gibt es wachsendes Unverständnis und Forderungen, ihm die Ehrenlegion abzuerkennen. Der Regisseur Jean Becker, der an „Les volets verts“ arbeitete, bestritt die Vorwürfe und entfesselte damit weitere Diskussionen über die Glaubwürdigkeit der Zeugenaussagen.
Zusätzlich zu den laufenden Verfahren wird Depardieu auch in einem anderen Fall wegen einer mutmaßlichen Vergewaltigung aus dem Jahr 2018 untersucht. Es zeigen sich Parallelen zur MeToo-Debatte in Frankreich, die durch die aktuellen Vorfälle möglicherweise neu entfacht wird. Die französische Filmbranche ist derzeit in einer angespannten Situation, da ein Gesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt in der Industrie vorbereitet wird. Die Soziologin Clara Le Gallic-Ach äußerte sich besorgt über den anhaltenden Machtmissbrauch innerhalb der Branche und bezeichnete die Umstände als alarmierend.
Ein weiterer Vorfall, der in der letzten Zeit Schlagzeilen machte, involvierte Depardieu bei einem Übergriff auf einen Paparazzo, den er im Mai 2024 geschlagen haben soll. Seine Anwältin rechtfertigte diesen Angriff, indem sie erklärte, Depardieu habe lediglich versucht, seine Freundin zu schützen. Die Vielzahl an Vorwürfen und die damit verbundenen strafrechtlichen Ermittlungen werfen ein Schatten auf die Karriere des Schauspielers und fordern die Filmbranche heraus, sich mit den bestehenden Machtstrukturen und dem Umgang mit sexueller Belästigung auseinanderzusetzen.