Schwere Vorwürfe von körperlichem und mentalem Missbrauch am Turn-Stützpunkt in Stuttgart sorgen derzeit für Aufsehen. Betroffene Turnerinnen, darunter Lara Hinsberger aus dem Saarland, haben über gravierende Missstände aus ihrer Zeit am Stützpunkt berichtet. Hinsberger äußerte auf Instagram, dass sie entgegen ärztlichem Rat trainieren musste und fühlte sich dabei wie ein „Gegenstand“. Sie litt an Depressionen und Untergewicht, was ihre Erfahrungen zusätzlich verstärkt. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat auf Anfrage klargestellt, dass derzeit kein Verfahren anhängig ist und es an „zureichenden tatsächlichen Anhaltspunkten für verfolgbare Straftaten“ fehle. Dies bedeutet, dass von Amts wegen keine Ermittlungen eingeleitet werden, wie tagesschau.de berichtete.
Die Vorwürfe gegen den Deutschen Turner-Bund (DTB) und den Schwäbischen Turnerbund (STB) erschüttern das deutsche Turnen in einem weiteren Kontext. Mehrere Turnerinnen und frühere Athletinnen äußern ihre Erfahrungen über Social Media. So erklärte Meolie Jauch, dass sie mit 17 Jahren ihre Karriere aufgrund von mentalem Druck beendet hat. Emelie Petz berichtete von Essstörungen und Selbstzweifeln, ohne konkrete Vorwürfe zu machen. Zudem erhebt Tabea Alt Vorwürfe über Essstörungen, Straftraining, Schmerzmittel, Drohungen und Demütigungen. Michelle Timm sprach von jahrelangen Missständen am Stützpunkt Stuttgart. Auch Janine Berger forderte Veränderungen im deutschen Turnsystem, während Eli Seitz die Notwendigkeit betonte, Missstände zu beheben und Verantwortliche zur Rechenschaft zu ziehen. Der DTB und der STB zeigen sich betroffen über die Äußerungen der Turnerinnen und versichern, Beschwerden ernst zu nehmen, wie swr.de berichtete.
Reaktionen und Forderungen nach Aufklärung
Die Verbände haben bereits einen Aufarbeitungsprozess angekündigt, um die Vorwürfe umfassend zu untersuchen. Insbesondere haben DTB und STB Informationen zu möglichem Fehlverhalten von Trainern am Stützpunkt in Stuttgart gesammelt. Der Ablauf des Trainingsbetriebs am Kunst-Turn-Forum in Stuttgart wurde jedoch nicht betroffen; dieser soll nach den Feiertagen am 2. Januar wieder starten. Die Verantwortlichen, darunter Turn-Bundestrainer Gerben Wiersma und Nachwuchsbundestrainerin Claudia Schunk, übernehmen ab dem 7. Januar die Trainingseinheiten. Zudem fordert die Athleten Deutschland eine zügige Aufklärung der Vorwürfe sowie die Umsetzung des Safe Sport Codes.