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Unbezahlbare Mieten: Warum Millionen in Deutschland Wohngeld ignorieren

Wegen der stark gestiegenen Mieten in Deutschland, die in den letzten zehn Jahren um 49 Prozent zugenommen haben, haben Millionen Haushalte Anspruch auf Wohngeld, doch nur ein Bruchteil nimmt diese staatliche Unterstützung in Anspruch, was auf mangelnde Information und bürokratische Hürden zurückzuführen ist.

Die Bedeutung des Wohngeldes in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten

In den letzten Jahren hat sich die Lage auf dem deutschen Wohnungsmarkt dramatisch verschärft. Die Mietpreise haben sich in der Regel deutlich erhöht, insbesondere in den Metropolen wie Frankfurt und München. Eine Analyse des Marktforschungsinstituts Empirica zeigt, dass die Mieten in Neubauten in Deutschland innerhalb der letzten zehn Jahre um satte 49 Prozent gestiegen sind. Diese Entwicklung führt bei vielen Deutschen zu einem Gefühl der Unsicherheit, da 60 Prozent der Befragten in einer Umfrage der R+V Versicherung die Befürchtung äußern, dass Wohnen unbezahlbar wird.

Schere zwischen Anspruch und Inanspruchnahme

Erstaunlicherweise beziehen jedoch nur 1,8 Millionen der geschätzten 7,3 Millionen Haushalte in Deutschland, die Anspruch auf Wohngeld haben, tatsächlich diese staatliche Unterstützung. Dies bedeutet, dass drei von vier berechtigten Haushalten den Antrag nicht stellen. Diese Kluft zwischen Anspruch und Inanspruchnahme wächst, wie das Münchner Ifo-Institut in einer Analyse feststellt.

Soziale Sprengkraft auf dem Wohnungsmarkt

Die Sorge um steigende Mieten und die damit einhergehende soziale Ungleichheit ist ein drängendes Problem. Besonders bedenklich ist die Tatsache, dass viele Haushalte, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind, nicht wissen, dass ihnen Wohngeld zusteht. Zudem wird die Beantragung oft als hinderlich empfunden, da der Prozess komplex und zeitaufwendig sein kann. Michael Groß, Präsident der Arbeiterwohlfahrt, beschreibt die Faktoren, die diese Diskrepanz begünstigen, als eine Mischung aus Stigmatisierung und bürokratischen Hürden.

Reform des Wohngeldes und ihre Auswirkungen

Im Jahr 2023 führte die Ampelregierung eine bedeutende Reform des Wohngeldes durch, die den Personenkreis der Bezugsberechtigten erweiterte und die Auszahlungssätze anpasste. Der Durchschnittsbetrag, den Wohngeldbezieher erhalten können, liegt nun bei 370 Euro, einschließlich einer Heizkosten- und einer Klimakomponente. Ziel dieser Maßnahmen ist es, die Anzahl der Wohngeldbezieher von 1,1 Millionen auf 2 Millionen zu erhöhen. Diese Anpassungen sind besonders wichtig, um mehr Haushalten innerhalb der Mittelschicht Zugang zu ermöglichen.

Herausforderungen bei der Antragsstellung

Trotz der Reform bleibt die Antragsstellung eine Herausforderung für viele. Der bürokratische Aufwand ist oft abschreckend, und die Bearbeitungszeiten können in manchen Fällen mehrere Monate betragen. Lukas Siebenkotten, Präsident des Deutschen Mieterbundes, kritisiert, dass die verzögerten Auszahlungen, zusammen mit den angespannten Mietpreisen, für viele Menschen kaum eine echte Entlastung bringen.

Zukunftsaussichten und politische Maßnahmen

Das Bundesbauministerium plant, die Inanspruchnahme des Wohngeldes gezielt zu verbessern. Ein Forschungsprojekt untersucht die subjektiven Gründe, warum viele Haushalte keinen Antrag stellen. Erste Ergebnisse sollen bis Ende des Jahres vorliegen. Um den Zugang zu erleichtern, kann der erste Schritt zur Beantragung bereits online über einen Wohngeldrechner auf der Website des Ministeriums erfolgen. Das Wohngeld spielt somit eine zentrale Rolle, um der sozialen Ungleichheit in Deutschland entgegenzuwirken, doch die eigentlichen Probleme, wie die allgemeine Wohnungsnot, können damit nicht vollständig gelöst werden.

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