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Unbezahlte Überstunden: Ein Fünftel der deutschen Arbeitnehmer betroffen

Im Jahr 2023 haben in Deutschland etwa 4,6 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Überstunden geleistet, vor allem in der Finanz- und Versicherungsbranche sowie der Energieversorgung, was auf strukturelle Herausforderungen im Arbeitsmarkt hinweist und die Notwendigkeit einer Überprüfung der Arbeitsbedingungen unterstreicht.

01.08.2024 – 08:00

Statistisches Bundesamt

WIESBADEN (ots)

Wachsende Mehrarbeit: Ein Blick auf die aktuellen Entwicklungen in Deutschland

Die Arbeitskultur in Deutschland zeigt deutliche Anzeichen einer Veränderung, die sich vor allem durch gesteigerte Mehrarbeit bemerkbar macht. Im Jahr 2023 haben etwa 4,6 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr Stunden gearbeitet als vertraglich vereinbart. Dies entspricht einem Anteil von 12 % an der gesamten Beschäftigtenzahl von 39,3 Millionen Nutzern der Statistischen Erhebungen. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Wirtschaftsbereiche, sondern auch auf die soziale und wirtschaftliche Struktur der Gesellschaft.

Unbezahlte Überstunden – eine verbreitete Praxis

Die Daten zeigen, dass ein erheblicher Teil der Betroffenen, nämlich 20 %, unbezahlte Überstunden leistet. Diese Zahl weist auf mögliche Probleme hinsichtlich der Work-Life-Balance und der fairen Vergütung im Arbeitsmarkt hin. Im Gegensatz dazu erhalten 17 % der Beschäftigten eine Entlohnung für ihre Überstunden, während 71 % der ArbeitnehmerInnen ihre Mehrarbeit über ein Arbeitszeitkonto abwickeln. Diese Konten ermöglichen es, die geleisteten Stunden flexibel abzugelten und fördern somit eine gewisse Flexibilität in der Gestaltung der Arbeitszeit.

Branchenunterschiede: Finanz- und Energiewirtschaft an der Spitze

Besonders auffällig sind die Unterschiede in den verschiedenen Wirtschaftssektoren. Während in der Finanz- und Versicherungsbranche sowie in der Energieversorgung jeweils 17 % der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beruflich vermehrt aktiv sind, sieht der Gastgewerbe-Bereich mit einem Anteil von lediglich 6 % deutlich weniger Mehrarbeit. Diese statistischen Unterschiede werfen Fragen zur Arbeitsbelastung und den damit verbundenen Herausforderungen in den einzelnen Branchen auf.

Umfang der Überstunden und deren Bedeutung für das Wohlbefinden

Die meisten ArbeitnehmerInnen, etwa 40 %, gaben an, dass ihre Mehrarbeitsstunden im Durchschnitt unter fünf Stunden pro Woche liegen. Weniger als zehn Überstunden reportieren 70 % der Betroffenen. Allerdings ist ein besorgniserregender Trend zu beobachten: Fast jeder fünfte der Beschäftigten, die Mehrarbeit leisteten, gab an, mindestens 15 Stunden zusätzlich pro Woche zu arbeiten. Dies könnte langfristig gesundheitliche und psychische Auswirkungen auf die Betroffenen haben.

Über die Ursache der Mehrarbeit, was lehrt uns eine solche Entwicklung?

Die zunehmende Mehrarbeit in der deutschen Arbeitswelt ist ein Symptom für tiefere strukturelle Herausforderungen im Arbeitsmarkt. Flexibilität und hohe Anforderungen tragen dazu bei, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer häufiger über ihre Grenzen hinausgehen. Dies wirft grundlegende Fragen nach den Arbeitsbedingungen, der Unternehmenskultur und der zeitorientierten Vergütung auf, die sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer wichtige Diskussionsgrundlagen darstellen.

Schlussfolgerung: Ein Appell zur Beachtung der Arbeitskultur

Die statistischen Erkenntnisse über die Mehrarbeit in Deutschland verdeutlichen, dass es an der Zeit ist, die Arbeitskultur zu überdenken. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit ist entscheidend für das Körperliche und Psychische Wohlbefinden der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Es ist wichtig, dass Arbeitgeber, Politik und Gesellschaft gemeinsam Lösungen entwickeln, um die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt zu meistern und die Lebensqualität der Beschäftigten zu sichern.

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