In der Stadtbibliothek Münster stehen derzeit zwei Bücher im Fokus, die mit einem neuen Warnhinweis versehen wurden. Diese Maßnahme hat eine Kontroverse ausgelöst, die sowohl unter Bibliotheksnutzern als auch unter Fachleuten für Diskussionen sorgt. Die Bücher, die betroffen sind, stammen von Jacques Baud und Gerhard Wisnewski und thematisieren aktuelle politische Fragestellungen, darunter den Ukraine-Konflikt.
Der Warnhinweis auf den Büchern lautet: „Dies ist ein Werk mit umstrittenem Inhalt. Der Inhalt dieses Werks ist unter Umständen nicht mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft vereinbar. Dieses Exemplar wird aufgrund der Zensur-, Meinungs- und Informationsfreiheit zur Verfügung gestellt.“ Laut Merkur wurde dieser Hinweis eingeführt, nachdem Mitarbeiter auf eine Anfrage bezüglich der Ausleihe eines spezifischen Verlagsprodukts reagierten. Cordula Gladrow, die Leiterin der Bibliothek, betont, dass man zwar parteipolitisch neutral sei, jedoch nicht wertneutral agiere.
Die betroffenen Werke
Von etwa 350.000 Medien in der Stadtbibliothek sind lediglich zwei Titel betroffen:
- Jacques Baud – „Putin – Herr des Geschehens?“ (Westend, 2023)
- Gerhard Wisnewski – „2024 – das andere Jahrbuch: verheimlicht, vertuscht, vergessen“ (Kopp Verlag, 2024)
Beide Bücher beschäftigen sich mit politisch sensiblen Themen und sind trotz der Warnhinweise weiterhin verfügbar. Die Bibliothek möchte damit Meinungs- und Informationsfreiheit gewährleisten, während gleichzeitig auf die umstrittenen Inhalte hingewiesen wird. Wie aus Fachstelle Öffentliche Bibliotheken NRW hervorgeht, wird die Maßnahme jedoch unterschiedlich aufgenommen. Kritiker werfen der Bibliothek Zensur und Bevormundung vor, während andere Nutzer die Hinweise als hilfreich empfinden.
Die Positionierung der Bibliothek
Die Reaktionen innerhalb und außerhalb der Bibliothek sind gemischt. Cordula Gladrow hat die Vorwürfe der Zensur zurückgewiesen und erklärt, dass die Hinweise ein Teil des Vermittlungsauftrags der Bibliothek seien. Dennoch ist unklar, ob und welche langfristigen Auswirkungen diese Entscheidung auf die bibliothekarische Praxis haben könnte. Denis Scheck, ein Literaturkritiker, äußerte in dem Zusammenhang, dass er den Warnhinweis als übertrieben empfindet und für das Vertrauen in die Leserschaft plädiert.
Ein Aspekt, der in dieser Debatte nicht vergessen werden sollte, ist die Bedeutung der Meinungsfreiheit in Bibliotheken. Als Teil eines breiteren Diskurses about der Informationsfreiheit befasst sich der Bibliotheksverband mit der Bereitschaft, auch kontroverse Inhalte in Bibliotheken zugänglich zu machen. Dies könnte darauf hinweisen, dass die Diskussion über die Warnhinweise in Münster Teil eines größeren Trends ist, die Rolle der Bibliotheken in der Gesellschaft zu definieren.
Insgesamt bleibt die Frage, wie die Balance zwischen der Wahrung der Meinungsfreiheit und dem Schutz der Nutzer vor potenziell problematischen Inhalten gehalten werden kann, ein dynamisches und kontrovers diskutiertes Thema in der Welt der öffentlichen Bibliotheken.