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Zukunft der Seelsorge: Neue Wege zur Rekrutierung in der Kirche

Mit dem anhaltenden Mitarbeitermangel in der katholischen Kirche in Deutschland, der vor allem nach dem Zweiten Vatikanum und durch Skandale verstärkt wurde, setzen mehrere Bistümer auf innovative Ausbildungsprogramme und die Integration von Fachkräften aus sozialen Berufen, um die dringend benötigten Seelsorger und Seelsorgerinnen der Zukunft zu gewinnen.

Vielfalt der Talente in der Seelsorge entdecken

Die katholische Kirche steht vor einer grundlegenden Reform ihrer Personalstruktur, da die traditionelle Anwerbung von Seelsorgenden nicht mehr den aktuellen Anforderungen gerecht wird. Insbesondere in Deutschland ist der Mangel an hauptamtlichen Kräften wie Priestern, Diakonen und Pastoralreferenten alarmierend. Der Insidertipp: „Wir steuern auf eine Katastrophe zu“, zeigt die Dringlichkeit, innovative Lösungen zu finden.

Die Herausforderung des Priestermangels

Die dynamische Entwicklung innerhalb der kirchlichen Berufe ist besonders stark in den deutschen Bistümern zu beobachten, wo die Nachfrage nach qualifizierten Seelsorgenden das Angebot bei Weitem übersteigt. Die steigende Zahl der pensionierten Laientheologen verschärft diese Situation zusätzlich. Der Missbrauchsskandal hat das Bild der katholischen Kirche zudem stark negativ beeinflusst, was die Attraktivität des Berufs und die Zufriedenheit im Arbeitsumfeld betrifft.

Neue Ausbildungswege für die Seelsorge

Um dem drängenden Bedarf entgegenzuwirken, werden zunehmend auch Fachkräfte aus anderen professionellen Bereichen in die Seelsorge integriert. Im Erzbistum Paderborn werden beispielsweise Sozialpädagogen als „Pastorale Mitarbeiter*innen“ in der Gemeindearbeit zugezogen. Diese Maßnahmen haben zum Ziel, neue Talente aus verschiedenen Disziplinen zu fördern und die kirchlichen Dienste zu diversifizieren.

Erfahrungen und Erfolge in der Praxis

Die Wirkungen solcher Ansätze zeigen sich bereits in verschiedenen Pfarreien, die mit multiprofessionellen Teams arbeiten. Diese Teams, bestehend häufig aus Sozialarbeitern, leisten wertvolle Dienste in der Netzwerkarbeit und der Unterstützung für Angehörige von Verstorbenen. Die Rückmeldungen aus den Pfarreien sind überwiegend positiv, was darauf hinweist, dass ein vielfältiger Hintergrund in der Seelsorge viele Vorteile bietet.

Akademische Initiativen und die Rolle der Hochschulen

Ein weiterer positiver Schritt ist die Einführung neuer Studiengänge in Zusammenarbeit mit Bistümern, um die Ausbildung von Gemeindereferentinnen und -referenten zu fördern. An der Katholischen Stiftungshochschule München wird ab dem kommenden Wintersemester ein Online-Studium für angehende Seelsorgende angeboten. Dieses innovative Modell ermöglicht es Studierenden, während ihres Studiums bereits in den einzelnen Bistümern tätig zu sein, was einen engen Bezug zur Praxis gewährleistet und gleichzeitig den wohnortunabhängigen Zugang zur Ausbildung erleichtert.

Engagement von Ehrenamtlichen stärken

Das Bistum Passau kommt dem Bedarf nach, indem es die Bildung von Ehrenamtlichen fördert. Hierbei sollen Interessierte auch ohne akademische Vorbildung die Möglichkeit erhalten, sich durch gezielte Module fortzubilden. Die Idee ist, die breite Expertise, die in der Gesellschaft vorhanden ist, zu nutzen und stärker für kirchliche Aufgaben zu gewinnen.

Ein Aufruf zur Transformation

Die Veränderungen, die die katholische Kirche gerade durchlebt, sind ein Zeichen für einen notwendigen Transformationsprozess. Die Kirche muss sich anpassen, um zukünftige Herausforderungen zu meistern. Experten erkennen, dass das traditionelle System nicht länger tragfähig ist, und schlagen vor, dass die Seelsorge von interdisziplinären Teams geprägt werden sollte. Diese Reformen sind entscheidend, um die Kirche als einen dynamischen und engagierten Akteur in der Gesellschaft zu positionieren und die Rolle der Seelsorgdienste wieder zu stärken.

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