Einzigartiger Brauch: Der Willibaldsritt und seine Bedeutung für die Gemeinde
Der Willibaldsritt im oberbayerischen Jesenwang ist ein jährlicher Brauch, der Pferde und Reiter durch die Wallfahrtskirche Sankt Willibald führt. Dieser einzigartige Prozessionszug ist nicht nur für die Teilnehmer, sondern auch für die Zuschauer ein besonderes Erlebnis. Die Tradition des Ritts geht auf das Jahr 1712 zurück, als die Bauern in Jesenwang eine schwere Vieh- und Pferdeseuche heimsuchte. Sie riefen den heiligen Willibald um Hilfe an und gelobten, jährlich eine Pferde-Wallfahrt zu veranstalten, wenn ihre Tiere gerettet würden.
Der Zug startet vor dem Gemeinschaftshaus in Jesenwang und führt über etwa eineinhalb Kilometer zur spätmittelalterlichen Wallfahrtskirche Sankt Willibald. Während die Blaskapellen bayerische Marschmusik spielen, ziehen Reiter, Kutschen und Gespanne jeglicher Art vorbei. Die Teilnehmer sind festlich geschmückt, und sogar „artfremde Überraschungsgäste“ wie Mulis, Ziegen und ein friedlicher Ochse gesellen sich dazu.
Nach der Prozession erhält jeder Teilnehmer den Segen des Pfarrers, der vor dem Kirchlein Weihwasser versprüht. Anschließend reiten sie sachte durch die Kirche, vorbei an einer Statue des heiligen Willibald. Die Bedeutung dieser Tradition geht über den religiösen Aspekt hinaus und prägt das kulturelle Erbe der Gemeinde.
Seit 1979 engagiert sich der Förderverein Sankt Willibald für die Tradition des Willibaldsritts. Durch Renovierungen und den Erhalt der Kirche konnte der Brauch fortgeführt werden. Diese Bemühungen wurden belohnt, als der Willibaldsritt 2022 in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde, sowohl auf nationaler als auch auf bayerischer Ebene.
Der Willibaldsritt in Jesenwang ist nicht nur ein religiöses Ereignis, sondern auch ein farbenfrohes Schauspiel, das die Gemeinschaft zusammenbringt und die kulturelle Identität der Region stärkt. Die jahrhundertealte Tradition lebt weiter und begeistert sowohl Teilnehmer als auch Zuschauer.
– NAG
