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Finanzielle Nöte: Miltenberger Hospizverein kämpft um Existenz

Der Ökumenische Hospizverein im bayerischen Miltenberg sieht sich aufgrund plötzlicher Förderkürzungen durch die Krankenkassen in akuter finanzieller Not, was die Existenz der wichtigen Sterbebegleitungsangebote gefährdet und die Ängste der Mitarbeitenden, wie etwa die von Koordinator Michael Völker, verstärkt.

Die Arbeit in Hospizvereinen spielt eine entscheidende Rolle für die Gesellschaft, insbesondere in Phasen des Lebens, die mit Trauer und Abschied verbunden sind. Die Botschaft ist klar: Ohne adäquate Unterstützung wird die wertvolle Arbeit dieser Einrichtungen gefährdet, was weitreichende Folgen für die betroffenen Gemeinden hat.

Betroffene vor finanziellen Herausforderungen

Der Koordinator Michael Völker, der in seiner Berufszeit bereits 200 Menschen auf ihrem letzten Weg begleitet hat, sieht sich jetzt durch Kürzungen in der Finanzierung stark belastet. Trotz seiner Leidenschaft für die Sterbebegleitung herrscht derzeit eine unsichere finanzielle Lage am Ökumenischen Hospizverein im Landkreis Miltenberg am bayerischen Untermain. Völker erklärt: „Ich habe Angst um meinen Job.“

Unerwartete Kürzungen der Fördermittel

Die Krankenkassen haben ihre Förderpraxis geändert, und dies führt zu einem plötzlichen Defizit von 55.000 Euro im Jahresbudget des Vereins. Alois Sauer, Vorstand des Hospizvereins, beschreibt das Fehlen dieser finanziellen Mittel als einen erheblichen Verlust: „Ein Viertel unseres Haushaltsvolumens“. Er betont, dass dieser Betrag für die Aufrechterhaltung der laufenden Arbeiten und der Unterstützung für Sterbende und deren Angehörige unerlässlich ist.

Bundesweite Tendenzen in der Hospizarbeit

Die Problematik der Finanzierung von Hospizarbeit ist nicht neu, jedoch haben Änderungen in den Rahmenbedingungen der Krankenkassen zu einem Kreislauf an Unsicherheiten geführt. Die „Rahmenvereinbarung“, auf der die Finanzierung aufbaut, wurden 2002 eingeführt. Diese Vereinbarung sieht vor, dass die Fördersummen nach der Anzahl der begleiteten Personen und der ehrenamtlichen Helfer vergeben werden. Die jüngsten Änderungen führen jedoch dazu, dass Hospizvereine nicht mehr wie gewohnt gefördert werden, was zu einem breiten Unmut in der Branche führt.

Emotionale Dimension der Arbeit

Sauer berichtet, dass immer mehr jüngere Klienten die Dienste der Hospizvereine in Anspruch nehmen. Diese Klienten bringen komplexe emotionale Bedürfnisse mit sich, die besondere Aufmerksamkeit erfordern. „Wir machen Sterbebegleitung beim Vater, während gleichzeitig die Trauerbegleitung für die Mutter und separat für die Kinder beginnt“, erklärt Sauer. Diese Situationen benötigen ein hohes Maß an Sensibilität und Ressourcen, die nun gefährdet sind.

Die Reaktion der Krankenkassen und die Zukunft der Hospizarbeit

Die Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände in Bayern hat Anerkennung für eigene Fehler in der Berechnung der Fördermittel gezeigt, jedoch bleibt unklar, wie schnell dies zu Lösungen für die betroffenen Hospizvereine führen wird. Diese Unsicherheit trifft nicht nur den Miltenberger Hospizverein, sondern hat weitreichende Auswirkungen auf viele Organisationen im gesamten Freistaat. Timo Grantz, Geschäftsführer des Bayerischen Hospiz- und Palliativverbands, fordert dringend Veränderungen und sieht die aktuelle Lage als „empörend“.

Die gegenwärtige Situation fordert die gesamte Gemeinschaft heraus, die Relevanz und Wichtigkeit der Hospizarbeit zu erkennen. In Anbetracht der emotionalen Belastung, die mit dem Sterben einhergeht, ist es unerlässlich, dass Mediziner, Krankenkassen und die Politik zusammenarbeiten, um eine bessere Unterstützung für diese wertvolle Arbeit zu sichern.

NAG

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