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„Deutschsprachige Patienten bevorzugt: Kinderarztpraxis sorgt für Diskussion“

In Kirchheim unter Teck sorgt ein Schild in einer Kinderarztpraxis, das besagt, dass nur deutschsprachige Patienten ohne Dolmetscher behandelt werden, für kontroverse Diskussionen über Rassismus und rechtliche Absicherung in der medizinischen Versorgung, während die Praxis betont, dass dies im Interesse der Sicherheit und korrekten Behandlung der Kinder sei.

In der Diskussion um Sprachbarrieren im Gesundheitswesen gewinnt eine Kinderarztpraxis in Kirchheim unter Teck besonderes Aufsehen. Die Praxis behandelt ausschließlich Patienten, die Deutsch sprechen oder einen Dolmetscher mitbringen, was nicht nur bei den Betroffenen, sondern auch in sozialen Medien und der allgemeinen Öffentlichkeit für geteilte Meinungen sorgt.

Motivation hinter der Regelung

Der Kinder- und Jugendarzt Ulrich Kuhn betont, dass die Maßnahme aus dem Streben nach Patientensicherheit und einer effektiven Kommunikation resultiert. „Wenn wir nicht verstehen, was die Eltern und Kinder uns mitteilen, können wir keine fundierte Diagnosen stellen oder angemessene Behandlungen einleiten“, erklärt Kuhn. Dies gilt insbesondere für essenzielle Informationen wie Allergien oder die Vorgeschichte der Patienten.

Entwicklung der Patientenstruktur

Seit etwa 23 Jahren arbeiten Kuhn und sein Kollege in Kirchheim unter Teck und versorgen nahezu 3500 Kinder und Jugendliche pro Quartal. Der demografische Wandel wird auch hier spürbar: Rund die Hälfte der betreuten Patienten hat einen Migrationshintergrund. Die Entscheidung, Sprachkenntnisse als Voraussetzung für eine Behandlung festzulegen, könnte daher als Reaktion auf die sich verändernde Klientel interpretiert werden.

Rechtliche Rahmenbedingungen

Laut der Landesärztekammer Baden-Württemberg ist es Ärzten unter bestimmten Umständen erlaubt, eine Behandlung abzubrechen, wenn grundlegende Verständigungsprobleme bestehen. Dies zeigt, wie entscheidend Kommunikation im medizinischen Kontext ist und dass Ärzte die Verantwortung für eine rechtskonforme Aufklärung tragen müssen. „Das sichere Patientengespräch ist unerlässlich“, betont ein Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte.

Resonanz aus der Gemeinschaft

Die Reaktionen auf das Hinweisschild am Empfang der Praxis fallen unterschiedlich aus. Während viele Eltern mit Migrationshintergrund Verständnis zeigen und Dolmetscher mitbringen, gibt es auch Stimmen, die die Regelung als diskriminierend empfinden. Eine Nutzerin kommentierte empört: „Ich bin absolut entsetzt.“ Diese Gegensätze spiegeln die Spannungen innerhalb der Gesellschaft wider, wenn es um den Zugang zu medizinischer Versorgung und die Herausforderungen der Integration geht.

Der Umgang mit digitalen Übersetzungshilfen

Auf Fragen nach der Nutzung von Übersetzungsapps äußerte die Kassenärztliche Vereinigung Bedenken. Diese Technologien seien oft unzureichend und nicht dafür gemacht, die komplexen Informationen zu vermitteln, die im medizinischen Bereich notwendig sind. „Anwendungen wie Google Translator sind suboptimal und verzögern die Behandlung“, heißt es von offizieller Stelle.

Wert der Sprache im Gesundheitswesen

Die Diskussion um die Sprachkenntnisse von Patienten macht deutlich, wie wichtig die sprachliche Verständigung im Gesundheitswesen ist. Kuhn beschreibt die Probleme, die entstehen, wenn Patienten und Ärzte sich nicht verständigen können: „Wenn keine Dolmetscher zur Verfügung stehen, bewegen wir uns ständig in einem rechtlichen Graubereich.“ Diese Situation verdeutlicht die Notwendigkeit, Lösungen zu finden, die sowohl den rechtlichen Anforderungen als auch den Bedürfnissen der Patienten gerecht werden.

NAG

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