In einem kleinen französischen Dorf hat sich ein bemerkenswerter Trend entwickelt: Die Bewohner von Olley, einer Gemeinde mit nur 225 Seelen im Département Meurthe-et-Moselle, haben entschieden, sich offiziell als „die verbrannten Hintern“ zu bezeichnen. Diese Entscheidung, die in der Region für großes Aufsehen sorgt, zeigt, wie stark Identität und Tradition in der heutigen Zeit verwoben sind. Wie die Welt berichtete, wurde der Name in einer Abstimmung gewählt, und die Dorfbewohner scheinen stolz darauf zu sein, ihre unkonventionelle Bezeichnung zu tragen.
Die Ursprünge des Namens sind ebenso faszinierend wie die Entscheidung selbst. Historiker vermuten, dass „Les Culs brûlés“ auf die schlechte Qualität des Öls im Mittelalter zurückgeht, das in Olley hergestellt wurde, oder auf die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges, als die Region verwüstet wurde. Bürgermeister David Bueno erklärte, dass die Bewohner sich nicht für eine freundlichere Bezeichnung entscheiden wollten, sondern stolz auf ihre Identität sind. „Wir sind verbrannte Hintern, und das soll so bleiben“, sagte ein Dorfbewohner nach der Bekanntgabe des Ergebnisses.
Von Spott zu Stolz
In Deutschland gibt es zahlreiche Orte, deren Bewohner mit ähnlichen, oft nicht schmeichelhaften Spitznamen belegt sind. Diese „Ortsnecknamen“ sind Teil einer ethnologischen Tradition, die als „joking relationship“ bekannt ist. Im Erzgebirge beispielsweise beschimpfen sich die Bewohner von Pockau und Lengefeld gegenseitig als „Katzenfresser“. Diese Bezeichnung stammt aus der Nachkriegszeit, als in der Mangelwirtschaft viele Katzen auf dem Teller landeten. Ein weiterer bemerkenswerter Name ist „Grenschieter“ für die Einwohner von Seeburg, dessen Ursprung im Dunkeln liegt.
Ein besonders skurriles Beispiel ist der Ort Niederroßla im Thüringer Landkreis Weimarer Land, wo die Bewohner als „Elefantenkitzler“ bekannt sind. Diese Bezeichnung geht auf ein tragisches Ereignis im Jahr 1857 zurück, als ein Elefant während eines Umzugs misshandelt wurde. Die Dorfbewohner, die sich nicht um das leidende Tier kümmerten, wurden für ihre Taten verurteilt und tragen seither diesen Namen. Um an das traurige Schicksal von „Miss Baba“ zu erinnern, wird alle 25 Jahre ein Elefantenfest gefeiert.
Die Wandlung von Spottnamen
Ein weiteres Beispiel für die Transformation eines Spottnamens in ein Wahrzeichen ist der „Schängel“ in Koblenz. Ursprünglich ein abwertender Begriff für uneheliche Kinder, hat sich der Schängel zu einem Symbol der Lebensfreude entwickelt. Der Schängelbrunnen, der einen schelmischen Jungen darstellt, ist mittlerweile ein beliebtes Wahrzeichen der Stadt. Wie die Welt berichtete, wird der Schängel sogar als grünes Ampelmännchen in Koblenz verwendet.
Die Entscheidung der Olleyer, sich als „verbrannte Hintern“ zu bezeichnen, könnte also der Beginn einer neuen Tradition sein. Ob sie in Zukunft mit Festen, Denkmälern oder anderen kreativen Ideen ihrem Namen alle Ehre machen, bleibt abzuwarten. Eines ist sicher: Die Verbindung von Identität und Humor ist ein starkes Element, das die Gemeinschaften zusammenhält und ihnen eine einzigartige Geschichte verleiht.