Die dramatische Geschichte der ehemaligen RAF-Terroristin Daniela Klette nimmt eine neue Wendung: Die Staatsanwaltschaft im niedersächsischen Verden hat Anklage gegen die 66-Jährige erhoben. Ihr werden im Zusammenhang mit 13 Überfällen versuchter Mord, unerlaubter Waffenbesitz sowie versuchter und vollendeter schwerer Raub vorgeworfen, wie die Verteidigung gegenüber der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Diese Informationen wurden auch von ka-news bestätigt.
Die Ermittlungen gegen Klette und ihre mutmaßlichen Komplizen, Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg, laufen bereits seit vielen Jahren. Das Trio soll zwischen 1999 und 2016 zahlreiche Überfälle auf Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein verübt haben, um ihr Leben im Untergrund zu finanzieren. Die Ermittler schätzen den Schaden aus diesen 13 Raubdelikten auf über 2,7 Millionen Euro. Besonders schwer wiegt der Vorwurf des versuchten Mordes, da bei einem Überfall in Stuhr (Landkreis Diepholz) Schüsse gefallen sind. Interessanterweise betonen die Ermittler, dass die angeklagten Taten keinen terroristischen Hintergrund haben.
Die Verteidigung erhebt schwere Vorwürfe
Klettes Verteidigung geht in die Offensive und kritisiert die Ermittlungsbehörden scharf. Sie behaupten, die Anklage sei fehlerhaft und beruht auf unzureichenden Beweisen. Insbesondere wehren sich die Anwälte gegen die Behauptung, dass gezielt auf den Fahrer eines Geldtransporters geschossen worden sei. Laut der Verteidigung sei dies durch das Ermittlungsverfahren widerlegt worden. Sie sprechen von einer „öffentlichen Vorverurteilung“ ihrer Mandantin und vermuten, dass die Behörden von politisch motiviertem Verfolgungseifer getrieben sind.
Die Festnahme von Klette Ende Februar 2023 in Berlin-Kreuzberg, wo sie unter falschem Namen lebte, war ein Schock für viele. Seit ihrer Festnahme sitzt sie im Frauengefängnis in Vechta, und ihre Untersuchungshaft wurde bereits einmal verlängert. Klette selbst bestreitet die Vorwürfe und spricht von staatlicher „Denunziation“ und „Medienhetze“. Bei Durchsuchungen ihrer Wohnung fanden die Ermittler eine Attrappe einer Handgranate, Waffen, Handfesseln, ein Kilogramm Gold und mehr als 240.000 Euro Bargeld. Auch ein Bauwagen in Berlin-Friedrichshain, in dem Garweg lebte, wurde beschlagnahmt.
Die Suche nach Komplizen und die nächsten Schritte
Die Fahndung nach Klettes Komplizen, dem 56-jährigen Garweg und dem 70-jährigen Staub, bleibt bisher erfolglos. Die Staatsanwaltschaft hat Belohnungen von bis zu 125.000 Euro für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung der Männer führen. Das Landeskriminalamt warnt davor, die Gesuchten selbst anzusprechen, da sie möglicherweise bewaffnet sind.
Nun liegt es am Landgericht Verden, zu entscheiden, ob die Anklage zugelassen wird. Die Vorbereitungen für einen möglichen Prozess laufen bereits, jedoch gibt es ein großes Problem: In der Stadt mit etwas mehr als 28.000 Einwohnern fehlen geeignete Räumlichkeiten für einen solchen Prozess. Die Behörden rechnen mit einer Vielzahl von Nebenklägern, Zeugen und Sachverständigen, was die Suche nach einem geeigneten Ort zusätzlich erschwert.
Zusätzlich zu den Vorwürfen in Verden gibt es auch Haftbefehle gegen Klette, Staub und Garweg wegen des Verdachts der Beteiligung an Terroranschlägen. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe wirft Klette versuchten Mord in zwei Fällen sowie Mittäterschaft bei Sprengstoffexplosionen bei drei RAF-Anschlägen zwischen 1990 und 1993 vor. Diese Vorwürfe müssen jedoch in einem separaten Verfahren behandelt werden, da die Mitgliedschaft in der RAF inzwischen verjährt ist, wie stern.de berichtet.
Die kommenden Monate versprechen, spannend zu werden, während die Justiz die komplexen und vielschichtigen Vorwürfe gegen Klette und ihre Komplizen weiter untersucht.