Im malerischen Landkreis Marburg-Biedenkopf wird ein faszinierendes Phänomen beobachtet: Immer mehr Weißstörche entscheiden sich, den Winter nicht in den warmen Gefilden Afrikas zu verbringen, sondern bleiben in der Region. Der Naturschutzbund (Nabu) hat bereits im letzten Jahr mit der Erfassung dieser Winterstörche begonnen und die Ergebnisse sind verblüffend. Laut einem Bericht von OP Marburg gibt es auch in diesem Winter zahlreiche Sichtungen in Gebieten wie der Radenhäuser Lache und dem Ohmtal-Becken. Dies zeigt, dass die Störche sich zunehmend an die veränderten klimatischen Bedingungen anpassen.
Die Zahl der Brutpaare in Marburg-Biedenkopf ist im Jahr 2023 auf 76 gestiegen, und 145 Jungstörche konnten erfolgreich fliegen. Diese beeindruckenden Zahlen belegen die Beliebtheit der Region als Brutgebiet für diese majestätischen Vögel. Doch warum bleiben die Störche in der Kälte? Der Nabu hat die Bevölkerung aufgerufen, Sichtungen von Winterstörchen bis zum 31. Januar zu melden, um mehr über das Verhalten dieser Vögel zu erfahren.
Ein Aufruf zur Mithilfe
Die Störche, die normalerweise in wärmere Gefilde ziehen, scheinen immer häufiger den anstrengenden Zug zu vermeiden. Bernd Petri, stellvertretender Nabu-Landesvorsitzender, erklärt, dass die Tiere in den letzten Jahren zunehmend in Deutschland überwintern. „Wir beobachten schon seit rund 20 Jahren, dass sich das Zugverhalten ändert“, sagt Petri. Die erste Meldeaktion im vergangenen Winter zeigte, dass mehrere Hundert Vögel in Deutschland blieben, was die Naturschützer überrascht hat.
Die Gründe für dieses veränderte Verhalten sind vielfältig. Die Klimaerwärmung spielt eine entscheidende Rolle, da die Störche in milderen Wintern ausreichend Nahrung finden. Sie profitieren von einem reichhaltigen Nahrungsangebot auf Mülldeponien und in Reisfeldern, was ihnen erlaubt, die Strapazen des Zuges zu umgehen. Diese Anpassung könnte sogar dazu führen, dass sie früher in ihren Brutgebieten ankommen und die besten Nistplätze besetzen.
Winterstörche in der Region
Besonders in den letzten Jahren ist ein Anstieg der Sichtungen von Winterstörchen in Hessen zu verzeichnen. Die Störche, die in der Regel als Westzieher bekannt sind, haben sich in den östlichen Bundesländern verbreitet, während die Ostzieher weiterhin ihre weite Reise nach Afrika antreten. Petri weist darauf hin, dass die Westzieher sich so stark vermehrt haben, dass sie nun auch in Gebieten wie Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern anzutreffen sind.
Die Kälte stellt für die Störche kein großes Problem dar. Dank ihres natürlichen Daunenmantels können sie die Wärme besser speichern als kleinere Vögel. „Dem Storch macht die Kälte kaum etwas aus“, betont Petri. Diese Robustheit ermöglicht es den Störchen, auch in den kältesten Monaten zu überleben und sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen.
Für alle, die an diesem spannenden Projekt teilnehmen möchten, bietet der Nabu eine Plattform zur Meldung von Sichtungen. Weitere Informationen und das Meldesystem sind auf der Nabu-Website zu finden. Das Engagement der Bürger ist entscheidend, um die Winterstörche zu schützen und ihre Lebensweise besser zu verstehen, wie auch OP Marburg berichtet.