Neubrandenburg

Barrieren für Schutzsuchende: Frauenhaus Neubrandenburg im Krisenmodus

Das Frauen- und Kinderschutzhaus in Neubrandenburg muss aufgrund von fehlender Barrierefreiheit und Platzmangel immer wieder körperlich eingeschränkte Frauen und Kinder, die Opfer häuslicher Gewalt sind, abweisen, was die Umsetzung der Istanbul-Konvention in Deutschland gewaltig in Frage stellt.

In der Mecklenburgischen Seenplatte sind Frauen und Kinder, insbesondere solche mit körperlichen Einschränkungen, mehr denn je von der Bedrohung häuslicher Gewalt betroffen. Der Neubrandenburger Frauen- und Kinderschutzhaus sieht sich gezwungen, Schützende abzuweisen, da die Einrichtung nicht für alle Bedürfnissen ausgelegt ist. Das Fehlen der Barrierefreiheit stellt ein großes Hindernis dar, das vor allem Frauen mit Behinderung am dringendsten trifft.

Ein Platz für Frauen in Not

Obwohl das Schutzhaus insgesamt zwölf Plätze zur Verfügung stellt, müssen häufig Schutzsuchende abgelehnt werden. „Platzmangel ist zwar ein Problem, aber die Barrierefreiheit ist unser größtes Hindernis“, erklärt die Leiterin des Frauenhauses, Veronica Meyer (Name geändert). Diese Herausforderung bedeutet, dass viele der vorhandenen Plätze nicht vollständig genutzt werden können, was das Leid und die Unsicherheit der betroffenen Frauen nur vergrößert.

Die Rolle der Politik

Ein zentrales Problem ist auch die unzureichende Umsetzung der Istanbul-Konvention, die einen rechtlichen Schutz für Frauen und Kinder bieten soll. In Neubrandenburg wird seit 2019 nach größeren, barrierefreien Räumlichkeiten gesucht, doch konkrete Lösungen bleiben aus. „Die Politik verspricht viel, aber die Realität sieht anders aus“, so Meyer. Sie fordert eine umfassende Umsetzung der gesetzten Vorgaben, um den zahlreichen Hilfsbedürftigen rechtzeitig helfen zu können.

Die Zahlen sprechen für sich

Die Anzahl der häuslichen Gewalt-Vorfälle in Neubrandenburg ist alarmierend. Im Jahr 2023 wurden 81 Vorfälle registriert, wobei die Mehrheit der Täter Männer waren. Die Polizei weist darauf hin, dass die Dunkelziffer viel höher sein könnte. Ein Trend, der ebenfalls nicht ignoriert werden kann, ist die steigende Zahl von Tatverdächtigen mit nicht-deutscher Herkunft. Der Anteil stieg von 13 Prozent im Jahr 2016 auf 18,5 Prozent im Jahr 2023.

Ein umfassendes Problem

Die Herausforderungen des Frauenhauses in Neubrandenburg spiegeln ein größeres gesellschaftliches Problem wider, das viele Frauenhäuser in Deutschland betrifft. Neben dem Platzmangel ist es der Personalmangel, der die Situation verkompliziert. Meyer betont: „Wir können nicht einmal die Plätze, die wir haben, voll ausreizen, weil wir oft gezwungen sind, Frauen abzulehnen.“ Der Druck auf die bestehenden Hilfseinrichtungen ist enorm und erfordert dringend eine Lösung.

Zukunftsperspektiven

In diesem Kontext ist eine solide Unterstützung von Seiten der Politik und Gesellschaft unerlässlich. „Wir müssen dafür sorgen, dass niemand im Regen stehen bleibt,“ betont Meyer. Die Suche nach adäquaten Lösungen ist von größter Wichtigkeit, um die Lebensbedingungen für Frauen und Kinder in Not zu verbessern und ihre Sicherheit zu gewährleisten. Es braucht dringende Maßnahmen, um die Versprechen der Istanbul-Konvention in der Realität umzusetzen.

NAG

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