Im Landkreis Northeim brodelt es: Die geplante Kürzung der Finanzierung für Notarzt-Standorte sorgt für massive Proteste und Ängste in der Bevölkerung. Während die Krankenkassen sinkende Notarzt-Einsatzraten als Hauptgrund anführen, befürchten Kritiker eine dramatische Verschlechterung der medizinischen Versorgung. Laut einem Bericht von HNA könnte die Anzahl der Notarzt-Einsatzfahrzeuge im Landkreis auf nur noch 3,5 sinken, was bedeutet, dass an den Standorten Bad Gandersheim und Uslar an manchen Tagen kein Notarzt mehr zur Verfügung steht.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Von 2019 bis 2023 sind die Einsätze von Notärzten im Landkreis drastisch gesunken. In Northeim beispielsweise fiel die Zahl von 1918 auf 1609. Manuela Schäfer, Leiterin des Referats für Rechtsangelegenheiten und Rettungsdienst, erklärt, dass diese Entwicklung auf die gestiegenen Befugnisse der Notfallsanitäter zurückzuführen sei. Diese können mittlerweile viele medizinische Maßnahmen selbstständig durchführen, was die Notwendigkeit eines Notarztes in vielen Fällen verringert.
Widerstand aus der Bevölkerung
Doch die Entscheidung, die Notarzt-Stunden zu reduzieren, stößt auf heftigen Widerstand. Vertreter der Stadt Bad Gandersheim, wie Franziska Vogt, machen deutlich, dass die ältere Bevölkerung in ländlichen Gebieten nicht ausreichend berücksichtigt wird. „Ein Notfall richtet sich nicht nach Dienstplänen“, betont sie. Auch Uslars Bürgermeister Torsten Bauer schließt sich dieser Meinung an und fordert eine umfassende Diskussion über die medizinische Versorgung im Landkreis.
Die Einführung der Telenotfallmedizin, bei der ein Notarzt über Videokonferenz zugeschaltet wird, könnte eine Lösung sein. Diese innovative Technik ermöglicht es, wichtige Vitalzeichen in Echtzeit zu übertragen, was die Sicherheit für die Patienten erhöht. Sören Heitmann, der neue ärztliche Leiter des Rettungsdienstes, sieht hierin eine Chance, auch mit weniger Notarzt-Stunden eine adäquate Versorgung zu gewährleisten.
Hilfsfristen und Herausforderungen
Ein weiteres drängendes Problem ist die Einhaltung der Hilfsfristen für Rettungswagen. Im Landkreis Northeim werden die vorgegebenen 15 Minuten in nur 84,7 Prozent der Fälle eingehalten, was weit unter der geforderten 95-Prozent-Quote liegt. Diese Situation sorgt bei den kommunalen Vertretern für große Besorgnis. „Wir müssen die Zahlen für 2025 abwarten, um belastbare Ergebnisse zu erhalten“, erklärt Schäfer.
Die Diskussion um die Reduzierung der Notarzt-Stunden und die unzureichende Einhaltung der Hilfsfristen zeigt, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Dirk Ebrecht von der CDU versucht, die Debatte sachlich zu halten, während andere, wie Heidi Emunds von der SPD, auf die emotionalen Auswirkungen der Entscheidungen hinweisen. „Diese Druckvorlage wird die Bürgerinnen und Bürger in Uslar und Bad Gandersheim verunsichern“, warnt sie.
Die anhaltende Debatte und die bevorstehenden Entscheidungen im Kreistag zeigen, dass die medizinische Versorgung im Landkreis Northeim auf der Kippe steht. Die Bürger und Kommunen fordern eine klare und transparente Kommunikation sowie eine umfassende Diskussion über die Zukunft der Notarzt-Standorte. Wie HNA berichtet, wird die Entscheidung über die Finanzierung bereits in der Dezember-Sitzung des Kreistages getroffen, was den Druck auf die Verantwortlichen erhöht.