In Heiligenhafen brodelt es: Die Warderschule und Edeka Jens haben ihre Kooperation neu belebt, um dem akuten Mangel an Auszubildenden entgegenzuwirken. Diese Partnerschaft, die bereits seit 2015 besteht, bietet Schülern die Möglichkeit, in die Welt des Einzelhandels einzutauchen und praktische Erfahrungen zu sammeln. Wie die Lübecker Nachrichten berichteten, haben die beiden Institutionen nun ihre Vereinbarung erneuert, um den Jugendlichen eine praxisnahe Berufsorientierung zu ermöglichen.
Die Schulleiterin Kristina Krämer zeigt sich begeistert: „Wir sind superfroh über diese Zusammenarbeit! Edeka Jens ist ein verlässlicher Partner, der unseren Schülern wertvolle Einblicke in die Berufswelt bietet.“ Die Schüler können in den Märkten mitarbeiten, Abläufe kennenlernen und sich auf die Arbeitswelt vorbereiten. René Bohnsack, verantwortlich für Ausbildung und Personalentwicklung bei Edeka Jens, betont, dass Praktika der beste Weg seien, um jungen Menschen einen Beruf näherzubringen.
Der Kampf um die Azubis
Doch die Situation ist ernst. Der Fachberater Stefan Kloth von der Handwerkskammer Lübeck warnt: „Auszubildende sind Mangelware. Betriebe müssen sich anstrengen, um Nachwuchs zu gewinnen.“ Die Zahlen sprechen für sich: Im Fleischerhandwerk waren Ende 2023 nur vier Azubis gemeldet, während es 2018 noch 14 waren. Auch im Einzelhandel sinken die Ausbildungszahlen dramatisch. Bei den Kaufleuten im Einzelhandel gab es Ende 2023 nur noch 92 Auszubildende, verglichen mit 122 im Jahr 2018.
Die Warderschule hat sich deshalb mit zahlreichen Betrieben in Ostholstein zusammengeschlossen, um den Schülern eine bessere Ausbildungsreife zu ermöglichen. Diese Kooperationen umfassen Betriebsbesichtigungen, Praktikumsplätze und Bewerbungstrainings, wie auf der Webseite der Warderschule zu lesen ist.
Praktika mit Perspektive
Die Erfahrungen der Schüler sprechen Bände. Luan, Bennet, Conner und Leonie haben kürzlich ein Praktikum bei Edeka Jens absolviert. Während Luan von seiner Zeit an der Salat-Bar schwärmt, ziehen die anderen unterschiedliche Schlüsse aus ihren Erlebnissen. „Die zwei Wochen haben mir Spaß gemacht“, sagt Luan und kann sich sogar eine Ausbildung im Lebensmittelbereich vorstellen. Doch für die anderen kommt ein Beruf im Lebensmittelmarkt nicht infrage, was zeigt, dass die Praktika zwar wertvoll sind, aber nicht immer zu einer Ausbildung führen.
„Wir finden jedes Jahr ein bis drei Auszubildende über die Warderschule“, erklärt Bohnsack. Der Druck auf die Betriebe, Azubis zu gewinnen, ist enorm. Sandra Hagedorn, Berufsorientierungs-Koordinatorin an der Warderschule, bestätigt: „Betriebe machen bei uns Werbung.“
Die Jens-Gruppe hebt sich durch attraktive Angebote hervor: Nach der Probezeit erhalten die Auszubildenden ein Tablet und Fahrtkostenzuschüsse. Swen Rathjens, Geschäftsführer der Jens-Märkte, möchte das Bild der Beschäftigten im Lebensmittelhandel aufwerten: „Die Aufgaben sind sehr vielfältig, und man kann auch in jungen Jahren Marktleiter werden.“
Die Kooperation zwischen der Warderschule und Edeka Jens ist ein Schritt in die richtige Richtung, um den Herausforderungen des Ausbildungsmarktes zu begegnen. Die Jugendlichen werden nicht nur in die Arbeitswelt eingeführt, sondern auch ernst genommen und wie zukünftige Kollegen behandelt. Ein Umdenken in den Betrieben ist notwendig, um den Nachwuchs langfristig zu sichern.