In Groß Linde, einem kleinen Ortsteil von Perleberg, wird die solidarische Landwirtschaft lebendig! Die „Solawi Gemüslichkeit“ hat sich als ein Ort etabliert, an dem nicht nur Gemüse geerntet, sondern auch Gemeinschaft gelebt wird. An einem Novembertag herrscht emsiges Treiben in einem der Gewächshäuser, wo 120 Kilogramm Chinakohl verarbeitet werden. „Es ist ein schlechtes Jahr für Chinakohl“, erklärt Tillmann Hetscher, während die Helfer unermüdlich schnippeln und die frischen Stücke in große Behälter wandern. Normalerweise liegt die Ernte bei etwa 500 Kilogramm, aber die Natur hat ihre eigenen Gesetze, wie [Nordkurier](https://www.nordkurier.de/regional/prignitz/was-verbirgt-sich-hinter-der-solawi-gemueslichkeit-3025791?womort=Prignitz) berichtet.
Doch was genau ist die „Solawi Gemüslichkeit“? Es handelt sich um ein innovatives Konzept der solidarischen Landwirtschaft, bei dem die Mitglieder nicht nur Gemüse beziehen, sondern auch aktiv bei der Ernte mithelfen. An diesem Aktionstag haben sich 25 Menschen angemeldet, um einen Einblick in die Prinzipien der solidarischen Landwirtschaft zu erhalten. „Man schließt einen Erntevertrag für eine Saison ab, und dafür erhält man regelmäßig frisches Gemüse“, erklärt Levin Müller, der die Initiative 2022 ins Leben rief.
Gemeinsam für die Ernte
Auf einem Hektar Land werden hier verschiedene Gemüsesorten wie Feldsalat, Radieschen und Kartoffeln angebaut. Die Ernte erfolgt wöchentlich, und die frischen Produkte werden in Kisten an Abholstationen geliefert, wo die Mitglieder sie abholen können. Während der Sommermonate gibt es die Kisten wöchentlich, im Winter alle zwei Wochen. „Es ist ein gemeinschaftliches Projekt, das auf Vertrauen und Zusammenarbeit basiert“, sagt Müller.
Die Mitglieder können wählen, wie viel Gemüse sie beziehen möchten. Die Preise variieren je nach Ernteanteil, und die monatlichen Kosten liegen zwischen 60 und 156 Euro. „Wir müssen jährlich etwa 80.000 Euro einnehmen, um die Kosten zu decken“, erklärt Müller. „Es geht nicht nur um das Gemüse, sondern um das gesamte Projekt.“
Ein neues Konzept in der Region
Die „Solawi Gemüslichkeit“ hat mittlerweile rund 150 Mitglieder und beliefert auch Abholstationen in Berlin und der Prignitz, darunter das Kulturkombinat Perleberg und den Stadtsalon Safari in Wittenberge. Müller betont, dass das Projekt noch im Aufbau ist und sie planen, die Lieferungen auf das ganze Jahr auszudehnen. „Wir haben mit wenig angefangen und wollen jetzt entspannt wachsen“, so Müller.
Die Vielfalt der angebauten Kulturen ist beeindruckend. Neben klassischen Gemüsesorten experimentiert die „Solawi“ auch mit weniger bekannten Pflanzen wie der Yacón-Wurzel, die einen einzigartigen Geschmack hat. „Wir haben über 50 verschiedene Kulturen, das ist überdurchschnittlich viel“, sagt Müller stolz.
Herausforderungen und Chancen
Das Konzept der solidarischen Landwirtschaft ist für viele Menschen noch neu und ungewohnt. Müller erklärt, dass viele Konsumenten Schwierigkeiten haben, sich auf die Ungewissheit einzulassen, was in der Kiste sein könnte. „Das wöchentliche Abholen ist für viele eine Herausforderung“, sagt er. Doch die ersten begeisterten Mitglieder wie Chady Seubert und Jason Träder sind überzeugt von der Idee. „Es ist gut, man bekommt mit, was die Natur bringt“, sagt Seubert. Träder ergänzt: „Es verändert dein Kochverhalten. Du überlegst nicht mehr im Supermarkt, sondern kochst das, was gerade Saison hat.“
Die „Solawi Gemüslichkeit“ ist ein Beispiel dafür, wie gemeinschaftliche Projekte nicht nur die lokale Landwirtschaft unterstützen, sondern auch das Bewusstsein für saisonale und regionale Produkte fördern. In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein immer wichtiger werden, bietet dieses Konzept eine erfrischende Alternative zu herkömmlichen Einkaufsgewohnheiten. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich dieses innovative Projekt weiterentwickeln wird, während die Mitglieder gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft arbeiten.