In Ravensburg gibt es einen neuen Rufbus namens „Mobi“, der eigentlich eine flexible Alternative zum Stadtbus bieten sollte. Doch während dieser innovative Transportdienst für viele eine Lösung darstellt, bleibt er für Martin Reichle, einen muskelkranken Ravensburger, unerreichbar. Er ist auf einen Elektro-Rollstuhl angewiesen, doch leider ist dieser für die beiden im Einsatz befindlichen Fahrzeuge zu groß und zu schwer. Wie Source 1 berichtete, können Rollstühle über 160 Kilogramm nicht transportiert werden, was Reichles Hoffnung auf Mobilität zunichte macht.
Die Stadtverwaltung hatte versichert, dass der „Mobi“ auch für Rollstuhlfahrer zugänglich sein würde, was sich nun als irreführend herausstellt. „Eine Teilhabe für alle sieht anders aus,“ klagt Reichle. Die Stadtsprecher betonen jedoch, dass bei der Auswahl der Fahrzeuge die Barrierefreiheit berücksichtigt wurde, mit Rampe und breiten Türen. Dennoch stellt Reichle fest, dass die Realität weit von diesen Versprechungen entfernt ist.
Der Traum von Barrierefreiheit
Die Stadtverwaltung hat zwar verkündet, dass Änderungen an den Fahrzeugen in der Zukunft möglich sind, aber Reichle ist skeptisch. „Die Idee war gut, aber nicht zu Ende gedacht,“ sagt er enttäuscht. Mit dem Behindertengleichstellungsgesetz, das seit 2002 in Deutschland gilt, ist klar, dass Verkehrsmittel für Menschen mit Behinderung zugänglich sein müssen. Doch hier wird ein wichtiges Kriterium nicht erfüllt.
Ein anderes Beispiel aus Nordrhein-Westfalen zeigt, dass es auch anders geht. In der Stadt Höxter, die nur 30.000 Einwohner hat, können spezielle Fahrzeuge mit einer Klapprampe Rollstühle bis zu 350 Kilogramm befördern. Reichle hat dort bereits Erfahrungen gesammelt und schildert, dass es dort gut funktioniert, trotz ähnlicher infrastruktureller Gegebenheiten.
Die nächsten Schritte für Ravensburg
Die Stadt Ravensburg ist sich bewusst, dass das aktuelle Konzept nicht für alle Rollstühle geeignet ist. „Jedes On-Demand Konzept ist regional auf die jeweiligen Schwerpunkte je nach örtlichen Gegebenheiten ausgerichtet,“ erklärt Hartmann. Es gab Fahrversuche mit Menschen mit Behinderungen, jedoch wurde nicht jeder Wunsch erfüllt. Die Stadt möchte das Angebot weiterentwickeln und hat eine Rückgabeoption für die Fahrzeuge vereinbart, sodass möglicherweise in Zukunft andere, besser geeignete Fahrzeuge zum Einsatz kommen könnten.
Doch die Frage bleibt, ob Reichle und andere Betroffene jemals von diesem Service profitieren können. Der „Mobi“ befindet sich derzeit in einer dreijährigen Testphase, und die Entscheidung über die Zukunft des Projekts steht noch aus. Martin Reichle wird weiterhin zusehen müssen, während andere mobil sind.
Wird Ravensburg den Schritt in die Barrierefreiheit wagen oder bleibt der „Mobi“ ein unerfüllter Traum für viele? Die Zeit wird es zeigen, aber die Enttäuschung ist bereits jetzt spürbar.