In einer Welt, in der die Schrecken des Krieges und die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels oft in den Hintergrund gedrängt werden, bringt Navid Kermani mit seinem neuen Buch „In die andere Richtung jetzt – Eine Reise durch Ostafrika“ die vergessenen Menschen Afrikas ins Licht. „Krieg ist Mist!“, sagt ein ehemaliger Soldat aus Tigray und fasst damit die bittere Realität zusammen, die Kermani auf seinen Reisen erlebt hat. Diese Reisen führten ihn von den sonnenverwöhnten Stränden Madagaskars bis zu den rauen Nuba-Bergen im Sudan. Besonders die Hungersnot in Madagaskar 2021, die von den Vereinten Nationen als Folge des Klimawandels identifiziert wurde, hat ihn tief berührt. „Es war die erste Hungersnot, die auf den Klimawandel zurückgeführt wurde, aber hier gab es kaum Nachrichten darüber“, berichtet Kermani, wie [Remszeitung](https://www.remszeitung.de/lokales/ostalbkreis/schwaebisch-gmuend/navid-kermani-eine-erschuetternde-reise-durch-afrika-krieg-klimawandel-und-die-vergessenen-menschen-RUNMXJKU4JGQVOROIXPXA7ETYQ.html?womort=Ostalbkreis) festhält.
Die Erzählungen Kermanis sind nicht nur analytisch, sondern auch emotional aufgeladen. Er gibt den Menschen eine Stimme, die unter unvorstellbarem Leid leiden. So beschreibt er die verzweifelten Blicke unterernährter Kinder und lässt eine mehrfach vergewaltigte Frau zu Wort kommen, die von ihrem Überlebenskampf erzählt. „Glück heißt monatelang in den Bergen versteckt, bei Kälte und Hunger“, erklärt Kermani und zeigt damit die erschütternde Realität, mit der viele konfrontiert sind.
Die vergessenen Geschichten Afrikas
In seinen Erzählungen wird deutlich, dass Kermani nicht nur als Beobachter agiert, sondern aktiv auf die Menschen zugeht. Er nutzt öffentliche Verkehrsmittel, um mit den Einheimischen in Kontakt zu treten, und lässt sich von ihnen führen. Diese Herangehensweise ermöglicht es ihm, die Perspektive zu wechseln und die Geschichten der Menschen authentisch wiederzugeben. „Wo sollten sie hin?“, fragt eine Frau, die mit ihren Peinigern Tür an Tür lebt. Ihre Antwort ist erschütternd: „Versöhnung brauche ich nicht, nur Sicherheit.“
Kermani gelingt es, die Grausamkeiten des Lebens in Afrika in einen Kontext zu setzen, der sowohl die Schönheit der Landschaft als auch die Tragik der menschlichen Erfahrungen umfasst. Seine Sprache ist präzise und warm, ohne in Klischees zu verfallen. Er schafft es, die Geschichten der Menschen mit den Herausforderungen, denen sie gegenüberstehen, zu verweben, und bietet so einen tiefen Einblick in die Realität, die oft im Schatten der globalen Nachrichten untergeht.
Ein Aufruf zur Aufmerksamkeit
Die Botschaft Kermanis ist klar: Die Welt kann sich nicht von den Konflikten und Krisen außerhalb ihrer Grenzen abkapseln. „Wenn sich der Westen nicht engagiert, dann tun es andere“, warnt er und verweist auf den wachsenden Einfluss von Ländern wie Russland und China in Afrika. Diese Warnung ist nicht nur ein Appell an die Politik, sondern auch an die Gesellschaft, sich der globalen Herausforderungen bewusst zu werden und Verantwortung zu übernehmen.
In einer Zeit, in der die Medien oft nur über die neuesten Skandale und Sensationen berichten, ist Kermanis Buch ein wichtiger Beitrag, um die Stimmen der Vergessenen zu hören. Es ist ein eindringlicher Aufruf, die Augen zu öffnen und die Realität der Menschen in Afrika zu erkennen, die unter den Folgen von Krieg und Klimawandel leiden. Wie [Remszeitung](https://www.remszeitung.de/lokales/ostalbkreis/schwaebisch-gmuend/navid-kermani-eine-erschuetternde-reise-durch-afrika-krieg-klimawandel-und-die-vergessenen-menschen-RUNMXJKU4JGQVOROIXPXA7ETYQ.html?womort=Ostalbkreis) feststellt, bleibt für Afrika kaum noch Raum in den Medien, und genau das gilt es zu ändern.