In Bobenheim-Roxheim, einer kleinen Gemeinde im Rhein-Pfalz-Kreis, wird die Rettungsstation für Igel von einem Ansturm an Notfällen überrollt. Der europäische Braunbrustigel steht seit Kurzem auf der roten Liste der bedrohten Tierarten, und die ehrenamtlichen Helfer des Vereins Igelfreunde Rhein-Pfalz kämpfen täglich gegen die wachsende Zahl verletzter und kranker Igel. Laut der Deutschen Wildtierstiftung sterben jährlich etwa eine halbe Million Igel auf unseren Straßen, was die Dringlichkeit ihrer Arbeit unterstreicht. Die Situation ist so ernst, dass die Station mittlerweile an ihre Grenzen stößt, wie [SWR berichtete](https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/ludwigshafen/igelrettung-in-der-pfalz-am-limit-100.html?womort=Rhein-Pfalz-Kreis).
Die Familie Wolfmüller hat in ihrem Keller eine Notfallstation eingerichtet, die fast wie eine Tierklinik wirkt. Täglich kümmern sich Björn und sein Sohn Jan um bis zu 20 Igel, die sie füttern, wiegen und medizinisch versorgen. „Wir werden völlig überrannt“, klagt Jan Wolfmüller. „Während wir einen Notfall behandeln, kommen schon wieder neue Anfragen rein.“ Diese Situation ist nicht nur belastend, sondern auch alarmierend, denn die Anfragen nehmen stetig zu. Seit 2018 hat der Verein bereits rund 300 Igel pro Jahr aufgenommen, und die Tendenz zeigt nach oben.
Die Herausforderungen der Igelrettung
Besonders in diesem Jahr sind viele Igelbabys in der Station, die viel zu klein sind, um den Winter zu überstehen. Die Wolfmüllers berichten, dass viele der Jungtiere nicht genug Gewicht auf die Waage bringen und kaum eine Chance haben, den Winter zu überleben. „Selbst wenn die Mütter noch leben, ziehen sie sich jetzt in den Winterschlaf zurück“, erklärt Björn Wolfmüller. Diese Situation ist eine direkte Folge des Klimawandels, der dazu führt, dass Igelmütter zweimal im Jahr Nachwuchs bekommen. Dies geschieht im Mai und erneut im September oder Oktober, was die Überlebenschancen der Jungtiere weiter verringert.
Die Nahrungsversorgung der Igel ist ebenfalls ein großes Problem. Aufgrund des Rückgangs der Insektenpopulation müssen sich die Igel zunehmend von Schnecken und Würmern ernähren, die wiederum Parasiten wie Lungenwürmer übertragen können. Diese Parasiten machen die Igel krank und verschärfen die ohnehin schon kritische Lage.
Ein Appell an die Gesellschaft
Die Igelretter aus Bobenheim-Roxheim richten einen eindringlichen Appell an Gartenbesitzer und Kommunen, mehr Lebensräume für die geschützten Braunbrustigel zu schaffen. „Laubhaufen und Holzstapel bieten Rückzugsorte, und statt englischem Rasen sollten Wildblumen und hoch stehende Wiesen angelegt werden“, fordert Jan Wolfmüller. Auch die Kommunen sind gefordert, mehr Naturschutzgebiete auszuweisen und zu pflegen, um die Lebensbedingungen für viele Tierarten zu verbessern.
Die Notfallstation hat mittlerweile einen Aufnahmestopp für Igel verhängt, da die Kapazitäten erschöpft sind. Jan Wolfmüller und sein Vater versorgen die Igel ehrenamtlich und werden von bis zu 30 weiteren Freiwilligen unterstützt. „Tierschutz bedeutet nicht nur, einen Igel zu finden und irgendwo abzugeben“, betont Jan. „Es bedeutet auch, ihn gegebenenfalls selbst aufzunehmen und zu pflegen.“ Die Situation ist kritisch, und die Wolfmüllers sind sich einig: „Wenn wir nicht aufpassen, ist der Igel eines der ältesten Säugetiere bald verschwunden.“ Diese besorgniserregenden Entwicklungen wurden auch von [SWR](https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/ludwigshafen/igelrettung-in-der-pfalz-am-limit-100.html?womort=Rhein-Pfalz-Kreis) dokumentiert und verdeutlichen die Dringlichkeit der Rettungsmaßnahmen.
Wer einen verletzten oder kranken Igel findet, kann sich per E-Mail an die Igelfreunde Rhein-Pfalz wenden. Die Experten stehen bereit, um die Finder zu beraten und im besten Fall den Igel in Augenschein zu nehmen. Doch die Verantwortung liegt auch bei den Findern selbst, die bereit sein müssen, aktiv zu helfen und die Igel zu unterstützen. Der Schutz dieser faszinierenden Tiere ist jetzt wichtiger denn je.