In einer überraschenden Wendung hat die Stadt Lohmar beschlossen, sich aus dem gemeinsamen Nachtstreifendienst im Rhein-Sieg-Kreis zurückzuziehen. Das Projekt, das 2019 ins Leben gerufen wurde, sollte ursprünglich eine Erfolgsgeschichte werden, indem sieben Kommunen zusammenarbeiteten, um nächtliche Ruhestörungen zu bekämpfen und Personalkosten zu sparen. Doch nach sechs Jahren ist das Ende der Zusammenarbeit besiegelt, wie der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet.
Der Hauptgrund für den Rückzug Lohmars ist die unüberschaubare Größe des Einsatzgebiets. Die beteiligten Städte, darunter Sankt Augustin und kleinere Gemeinden wie Neunkirchen-Seelscheid und Much, mussten teilweise bis zu 50 Kilometer zu den Einsatzorten fahren. Oft war der Anlass für die Alarmierung bereits vorbei, wenn die Streife eintraf. Die Stadtverwaltung von Lohmar stellte fest, dass der Personalaufwand viel höher war als ursprünglich angenommen. Zudem sind die Arbeitszeiten von 22 bis 4 Uhr an Wochenenden und Feiertagen wenig attraktiv, was die Suche nach geeignetem Personal erschwert.
Finanzielle Belastungen und ungleiche Kostenverteilung
Ein weiterer kritischer Punkt sind die finanziellen Aspekte des Projekts. Die Stadt Lohmar zahlte im Vergleich zu anderen Kommunen, in denen das Nachtleben lebhafter ist, überproportional hohe Kosten. Im Jahr 2019 beliefen sich die Gesamtkosten auf fast 200.000 Euro, wobei Lohmar einen Anteil von 35.708 Euro trug. Die Stadt schlug eine neue Gebührenkalkulation vor, die eine bessere Entlohnung für die Mitarbeiter vorsah und eine Gebühr pro Einsatz einführte, ähnlich wie im Rettungsdienst. Doch Sankt Augustin lehnte diese Neuberechnung ab, was letztlich zu Lohmars Entscheidung führte, die interkommunale Vereinbarung zum 31. Dezember 2025 zu kündigen.
Die Stadtverwaltung plant nun, bis zur Mitte des Jahres ein neues Konzept für den Ordnungsaußendienst zu entwickeln. Andreas Behncke, der städtische Beigeordnete, betonte, dass Synergien in den Bereichen Verkehrsüberwachung und Durchsetzung der Stadtordnung geprüft werden sollen.
Die Notwendigkeit eines Nachtstreifendienstes
Doch warum war ein gemeinsamer Streifendienst überhaupt notwendig? Jahrzehntelang war die Polizei für nächtliche Ruhestörungen zuständig, oft alarmiert von Anwohnern, die durch laute Partys gestört wurden. Die Polizei war jedoch zunehmend mit anderen, dringlicheren Aufgaben beschäftigt, was die Einführung des Ordnungsdienstes im Mai 2018 notwendig machte. Der Leiter der Kreispolizeibehörde, Landrat Sebastian Schuster, hatte auf eine schnelle Umsetzung gedrängt, und die Kommunen waren bereit, die Initiative zu unterstützen.
In anderen Städten des Rhein-Sieg-Kreises sieht die Situation anders aus. Städte wie Siegburg, Hennef, Troisdorf und Niederkassel haben eigene Nachteinsatzteams, die sich um die nächtlichen Ruhestörungen kümmern. Dies zeigt, dass Lohmars Rückzug aus dem Projekt nicht nur eine lokale Angelegenheit ist, sondern auch Auswirkungen auf die gesamte Region haben könnte, wie Rundschau Online berichtet.
Die Entscheidung Lohmars wirft Fragen auf über die Zukunft der nächtlichen Ordnung und die Herausforderungen, die die Kommunen in der Region bewältigen müssen. Mit dem bevorstehenden Rückzug wird die Notwendigkeit einer effektiven Lösung für nächtliche Ruhestörungen umso dringlicher.