In der Region Rosenheim herrscht Alarmstufe rot in den Apotheken! Mehrere hundert Arzneimittel sind derzeit nicht lieferbar, und die Situation könnte sich mit dem nahenden Winter noch verschärfen. „Es ist im Grunde keine spürbare Verbesserung vorhanden“, warnt Florian Nagele, Sprecher des bayerischen Apothekerverbands für Rosenheim. Der Mangel zieht sich quer durch alle Arzneimittelgruppen, von Blutdruckmitteln über Schmerzmittel bis hin zu Antibiotika und Psychopharmaka. „Wenn man einen Blick in unser System wirft, sieht man, dass hier mehrere hundert Arzneimittel, die wir bräuchten, nicht lieferbar sind“, sagt Nagele, wie auch [OVB Online](https://www.ovb-online.de/rosenheim/landkreis/katastrophe-mehrere-hundert-arzneimittel-in-der-region-rosenheim-nicht-lieferbar-93400489.html?womort=Rosenheim) berichtet.
Die Erkältungssaison hat bereits begonnen, und die Apotheken sind gefordert wie nie zuvor. Während die Nachfrage nach Medikamenten steigt, bleibt die Versorgungslage angespannt. Dr. Michael Iberer, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands Rosenheim, gibt zu, dass es Schwierigkeiten bei bestimmten Antibiotika, Diabetesmitteln und Asthma-Notfallsprays gibt. „Die Politik hat reagiert und fordert von den Herstellern ein gewisses Maß an Vorratshaltung“, so Iberer. Doch die Realität sieht anders aus.
Die Realität der Medikamentenknappheit
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) sieht die Situation jedoch anders. „Anders als vielfach suggeriert, gibt es in Deutschland keine ‚Versorgungsknappheit‘ von Arzneimitteln, sondern punktuelle Lieferengpässe in einem sehr komplexen Markt“, erklärt eine Sprecherin. Aktuell sei nur noch ein Prozent der verschreibungspflichtigen Arzneimittel von Lieferengpässen betroffen. Doch Apotheker Nagele kann darüber nur den Kopf schütteln: „Jeden, der sowas sagt, würde ich bitten, mit einem Rezept in eine Apotheke zu kommen. Das ist eine Katastrophe.“
Ein Lichtblick gibt es jedoch: Die Verfügbarkeit von Fiebersäften für Kinder hat sich im Vergleich zum Vorjahr verbessert. Diese waren im letzten Jahr stark nachgefragt und oft nicht erhältlich. Doch bei Antibiotika-Säften für Kinder bleibt die Lage angespannt. „Ich könnte jetzt akut keinen bestellen“, sagt Nagele. Das Gesundheitsministerium hingegen betont, dass die Apotheken sich gut bevorraten konnten und eine ausreichende Verfügbarkeit in Aussicht steht.
Ärzte und Apotheker kämpfen gegen die Knappheit
Die Apotheker setzen alles daran, die Medikamente zu beschaffen. „Wir lassen fast niemanden unversorgt“, betont Nagele. Die Engpässe sind jedoch weiterhin ein großes Problem. Der Mangel an bestimmten Arzneimitteln könnte gravierende Folgen für die Patientenversorgung haben. Iberer sieht eine mögliche Lösung im Dispensierrecht, das es Ärzten erlaubt, Medikamente direkt an ihre Patienten abzugeben. „Hilfreich wäre es, wenn Arztpraxen Medikamente bevorraten dürften, denn wir als Ärzte wissen, was für unsere Patienten unbedingt erforderlich ist“, sagt er.
Das Dispensierrecht könnte insbesondere in ländlichen Gebieten von Bedeutung sein, wo Apotheken oft weit entfernt sind. Es ermöglicht eine schnellere und unkomplizierte Versorgung der Patienten, was in Krisenzeiten wie diesen von großer Wichtigkeit ist. Doch die Diskussion über das Dispensierrecht ist in Deutschland umstritten. Befürworter sehen darin eine Optimierung der Patientenversorgung, während Kritiker Bedenken hinsichtlich möglicher Interessenkonflikte äußern.
Die Situation bleibt angespannt, und die Bürger in Rosenheim müssen sich auf weitere Herausforderungen einstellen. Die Apotheker und Ärzte arbeiten unermüdlich daran, die Versorgung sicherzustellen, doch die Probleme bei der Medikamentenverfügbarkeit sind noch lange nicht gelöst. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Maßnahmen der Politik und der Gesundheitsbehörden ausreichen, um die Situation zu verbessern, oder ob die Bürger weiterhin auf Medikamente verzichten müssen, die sie dringend benötigen, wie auch [OVB Online](https://www.ovb-online.de/rosenheim/landkreis/katastrophe-mehrere-hundert-arzneimittel-in-der-region-rosenheim-nicht-lieferbar-93400489.html?womort=Rosenheim) berichtet.