Wetteraukreis

Neue Gebühr für Flüchtlinge in Karben: Eine umstrittene Regelung

In Karben, seit Frühjahr 2023, wird anerkannten Flüchtlingen eine monatliche Unterbringungsgebühr von 705 Euro auferlegt, um Obdachlosigkeit zu verhindern, was angesichts der hohen Mietkosten und der begrenzten Privatsphäre in Gemeinschaftsunterkünften für große Diskussionen sorgt.

Herausforderungen und Chancen für anerkannte Flüchtlinge in Karben

Die Situation von anerkannten Flüchtlingen in Karben wirft wichtige gesellschaftliche Fragen auf. Die Stadtverwaltung plant, eine Unterbringungsgebühr von 705 Euro pro Monat für diese Personen einzuführen. Diese Maßnahme ist Teil einer neuen Satzung, die nach der Sommerpause in Kraft treten soll. Ziel ist es, rechtliche Klarheit zu schaffen, nachdem diese Gebühr seit dem Frühjahr 2023 bereits ohne Satzung erhoben wurde.

Hintergrund der Gebührenstruktur

Wie Turgay Taskiran, Fachbereichsleiter für Soziales in der Karbener Stadtverwaltung, erläutert, sind die Sammelunterkünfte zunächst nur für die Dauer des Asylverfahrens gedacht. Nach der Anerkennung haben Flüchtlinge jedoch Schwierigkeiten, in den stark umkämpften Wohnungsmärkten des Rhein-Main-Gebiets entsprechende Wohnräume zu finden. Daher bleibt die Stadt gezwungen, sie weiterhin in diesen Unterkünften zu dulden, jedoch unter Bedingungen, die aus verschiedenen Gesichtspunkten als problematisch erachtet werden.

Gesellschaftliche Bedeutung der hohen Gebühren

Die Höhe der Gebühr spiegelt die komplexe Lage wider, in der viele Flüchtlinge stecken. Während das Jobcenter die Kosten für nicht Erwerbstätige übernimmt, müssen arbeitende Flüchtlinge die Gebühren selbst aufbringen, auch wenn sie einen Zuschuss von 355 Euro erhalten können. Dies führt zu ernsthaften finanziellen Belastungen. Die Problematik, dass viele Flüchtlinge die Gebühr nicht zahlen können oder wollen, ist weit verbreitet. Taskiran berichtet, dass etwa 50 Prozent nicht in der Lage sind, die monatlichen Kosten zu begleichen.

Probleme bei der Wohnraumsuche

Die Suche nach einer geeigneten Wohnung ist im aktuellen Markt besonders schwierig. In der Stadt leben rund 200 Menschen in Sammelunterkünften, die mit unzureichendem Wohnraum und wenig Privatsphäre konfrontiert sind. Werner Giesler, ein emeritierter evangelischer Pfarrer und ehemaliges Mitglied der Flüchtlingshilfe Karben, betont, dass die Lebensbedingungen für Flüchtlinge nach einem anstrengenden Arbeitstag nicht erträglich sind. Mangelnde Privatsphäre erschwert nicht nur das persönliche Wohlergehen, sondern auch die Integration in die Gesellschaft.

Kritik an den Gebühren und der sozialen Verantwortung

Die einseitige Belastung von anerkannten Flüchtlingen mit hohen Gebühren wird von verschiedenen Seiten kritisiert. Giesler führt aus, dass es der Gesellschaft an einer ausreichenden Lobby für Flüchtlinge mangelt und viele, die bereits in systemrelevanten, jedoch schlecht bezahlten Berufen arbeiten, zusätzlich belastet werden. Er fordert eine gerechtere Handhabung der Gebühren, die der Lebensrealität der Betroffenen Rechnung trägt.

Schlussfolgerung: Ein Aufruf zur Solidarität

Die geplante Unterbringungsgebühr für anerkannte Flüchtlinge in Karben ist nicht nur ein finanzielles Problem, sondern ein Indikator für die Herausforderungen, vor denen viele Geflüchtete stehen. Es ist an der Zeit, die Notwendigkeit der Unterstützung und Integration von Flüchtlingen in die Gesellschaft in den Vordergrund zu rücken, um langfristig ein harmonisches Zusammenleben zu fördern. Die Stadt Karben sowie die Bürger sind gefordert, Lösungen zu finden, die sowohl gerecht sind als auch die Lebensqualität für jeden Einzelnen verbessern.

INFO: Neue Satzung

Um Rechtssicherheit zu gewährleisten, wird die neue Satzung nach der Sommerpause in Kraft treten. Bürgermeister Guido Rahn (CDU) hebt hervor, dass die Gebühr auch für Verwaltungskosten, Ausstattung und Instandhaltung der Unterkünfte gedacht ist. Angesichts der aktuellen Herausforderungen ist es jedoch unabdingbar, dass die Stadt die Bedürfnisse und Lebensrealitäten ihrer Bewohner berücksichtigt.

NAG

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