In Wilhelmshaven hat das neue Selbstbestimmungsgesetz, das am 1. November in Kraft trat, bereits für Aufsehen gesorgt. Dieses Gesetz ermöglicht es trans-, intergeschlechtlichen und nichtbinären Personen, ihre Geschlechtseinträge und Vornamen einfacher zu ändern. Die Stadtverwaltung berichtete, dass bis jetzt 35 Anfragen beim Standesamt eingegangen sind. Dies ist ein bedeutender Fortschritt für die Gleichstellung dieser oft marginalisierten Gruppen, wie NWZonline feststellt.
Die 25-jährige Layla Schmidt, die selbst als trans Frau lebt, zeigt sich erfreut über die Gesetzesänderung, auch wenn sie persönlich nicht mehr davon profitieren kann. Sie erinnert sich an die bürokratischen Hürden, die sie vor über zweieinhalb Jahren bei ihrer Transition überwinden musste. „Die Bürokratie war eine große Hürde“, sagt sie. Damals war sie noch in der Ausbildung und hatte weder die Zeit noch das Geld, um sich mit den komplizierten Anträgen auseinanderzusetzen. Das alte Transsexuellengesetz (TSG) erforderte eine Gerichtsentscheidung und zwei Gutachten, was sie am Ende rund 1200 Euro kostete.
Bürokratische Hürden und neue Herausforderungen
Das neue Gesetz bringt zwar Erleichterungen, doch es gibt auch neue Herausforderungen. Antragsteller müssen eine dreimonatige Bedenkzeit einhalten, bevor ihre Einträge tatsächlich geändert werden. Layla Schmidt sieht diesen Teil des Gesetzes als unnötige Hürde an: „Die drei Monate sind für diejenigen gedacht, die sich vielleicht noch unsicher sind, ich halte das aber für eine unnötige Hürde.“ Viele, die sich bereits für einen Namen entschieden haben, haben sich in der Regel schon intensiv mit ihrer Identität auseinandergesetzt.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass das Gesetz nicht das Abstammungsrecht berührt. „Wer vor seiner Transition ein Kind gezeugt hat, steht in dessen Geburtsurkunde immer nur als ,Vater’“, erklärt Schmidt. Auch im medizinischen Bereich sieht sie noch viel Verbesserungsbedarf. Die Sorge um die wachsende Transfeindlichkeit in der westlichen Welt ist ebenfalls präsent. „In Großbritannien gab es viele politische Entscheidungen, die queeren Menschen das Leben schwer machen. Und nach der Wahl in den Vereinigten Staaten wird es auch dort schlimmer werden“, warnt sie. Schmidt hat Angst, dass sich der Ton auch in Deutschland verschärfen könnte, auch wenn sie betont, dass wir dort noch nicht angekommen sind.
Ein Schritt in die richtige Richtung
Trotz der bestehenden Herausforderungen sieht Layla Schmidt das Selbstbestimmungsgesetz als einen sehr positiven Schritt. „Es hilft sehr vielen Menschen, doch es ist noch nicht das Ende“, fasst sie zusammen. Die Gesetzesänderung ist ein Zeichen des Fortschritts, doch es bleibt noch viel zu tun, um die Rechte und die Lebensqualität von trans-, intergeschlechtlichen und nichtbinären Personen zu verbessern. Die Aids-Hilfe Friesland-Wilhelmshaven-Wittmund bietet Unterstützung für queere Menschen in der Region und ist ein wichtiger Ansprechpartner in dieser Zeit des Wandels.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das neue Selbstbestimmungsgesetz in Wilhelmshaven ein bedeutender Fortschritt für die Gleichstellung von trans Personen ist. Die ersten Anfragen zeigen, dass die Menschen bereit sind, von den neuen Regelungen Gebrauch zu machen. Dennoch bleibt abzuwarten, wie sich die bürokratischen Hürden und die gesellschaftliche Akzeptanz weiterentwickeln werden, wie auch Scholars berichten.