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Akute Lehrstellenkrise: Münsterländer Unternehmen suchen verzweifelt Azubis

Die aktuelle IHK-Umfrage zeigt, dass in der Region Münsterland und Emscher-Lippe im vergangenen Jahr 43,5 Prozent der Ausbildungsbetriebe keine geeigneten Azubis finden konnten, was die Dringlichkeit der Ausbildungsproblematik für die lokale Wirtschaft unterstreicht und insbesondere kleine Unternehmen stark betrifft.

Münster – Die Ausbildungslandschaft in der Region bleibt angespannt, da immer noch viele Ausbildungsplätze unbesetzt sind. Eine aktuelle Umfrage der IHK Nord Westfalen hat gezeigt, dass 43,5 Prozent der Ausbildungsbetriebe im vergangenen Jahr Schwierigkeiten hatten, alle ihre ausgeschriebenen Stellen zu besetzen. Im Vergleich zu den 26 Prozent im Jahr 2017 ist dieser Wert alarmierend stabil, was auf eine anhaltende Problematik in der Berufsbildung hinweist.

Bedeutung der Integration in der Ausbildung

Ein bemerkenswerter Trend ist die zunehmende Integration von internationalen Auszubildenden. Rund 40 Prozent der befragten Unternehmen haben bereits Mitarbeiter aus dem Ausland eingestellt, darunter auch viele aus Nicht-EU-Ländern. Insbesondere in der Gastronomie sowie in der Transport- und Logistikbranche sind diese internationalen Talente sehr gefragt. Carsten Taudt, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Bildung und Fachkräftesicherung, weist jedoch auf sprachliche Hindernisse hin, die häufig als größte Herausforderung in diesem Prozess erwiesen werden. Über 80 Prozent der Betriebe bemängeln unzureichende Deutschkenntnisse als signifikante Barriere.

Herausforderungen für kleine Unternehmen

Besonders kleine Betriebe leiden unter den Schwierigkeiten bei der Rekrutierung junger Talente. Über ein Drittel der Unternehmen, die mit diesen Herausforderungen konfrontiert sind, bekam im letzten Jahr überhaupt keine Bewerbungen. „Die Zahlen zeigen, dass wir gezielte Initiativen benötigen, um junge Menschen für eine Ausbildung zu begeistern“, so Taudt weiter. Die IHK Nord Westfalen hat verschiedene Projekte ins Leben gerufen, unter anderem die „Partnerschaft Schule-Betrieb“ und Ausbildungsbotschafter, die an Schulen über ihren Ausbildungsalltag berichten.

Digitale Lösungen als Schlüssel zur Rekrutierung

In der heutigen digitalen Welt hat der Einsatz von sozialen Medien an Bedeutung gewonnen. Mehr als die Hälfte der Unternehmen nutzt Plattformen wie TikTok und Instagram, um jüngere Zielgruppen gezielt anzusprechen. Hierbei setzen viele Betriebe auf moderne Ansätze, wie flache Hierarchien (67,6 Prozent) und zeitgemäße IT-Technik (52,5 Prozent), um die Erwartungen der Generation Z zu erfüllen. Ein Viertel der interviewten Unternehmen bietet zudem Ausbildungsprojekte im Bereich Nachhaltigkeit oder sozialen Engagement an.

Ausblick auf die betriebliche Ausbildung

Mit der bundesweiten Kampagne „Jetzt #könnenlernen – Ausbildung macht mehr aus uns“ versuchen die Industrie- und Handelskammern, Begeisterung für betriebliche Ausbildungen zu wecken. Diese Kampagne hat innerhalb kurzer Zeit über 50.000 Follower auf TikTok gewonnen und fördert das Bewusstsein für die vielfältigen Möglichkeiten, die eine Ausbildung bietet. Taudt hebt hervor, dass der persönliche Kontakt zwischen Betrieben und potenziellen Bewerbern nach wie vor entscheidend ist. „Authentizität und dynamische Unternehmensumfelder sind Schlüsselfaktoren, um junge Menschen zu gewinnen“, betont er abschließend.

Die Erkenntnisse dieser Umfrage verdeutlichen, dass im Bereich der Berufsausbildung nicht nur Angebote, sondern auch innovative Ansätze gefragt sind, um den wachsenden Anforderungen des Marktes gerecht zu werden und den zukünftigen Fachkräftebedarf nachhaltig sicherzustellen.

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