In der Gemeinde Michendorf brodelt es: Die finanziellen Probleme sind so gravierend, dass drastische Maßnahmen auf der Tagesordnung stehen. Um die Haushaltskrise zu bewältigen, plant die Gemeinde, die Gewerbesteuer anzuheben und die Bürgerhaushalte sowie die Wirtschaftsförderung für zwei Jahre auszusetzen. Dies wurde in einer Sondersitzung der Gemeindevertretung beschlossen, wie MAZ berichtet.
Die Kämmerin Kristin Lachmann hat einen neuen Hebesatz für die Gewerbesteuer vorgeschlagen, der von 325 auf 340 angehoben werden soll. Diese Maßnahme könnte der Gemeinde jährlich zusätzliche 150.000 Euro in die Kassen spülen. Doch die Einsparungen sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein: Für die Jahre 2025 und 2026 sind keine Bürgerhaushalte mehr vorgesehen, was insgesamt nur 60.000 Euro einsparen würde. Der Haushaltsentwurf zeigt, dass das Defizit für 2025 ursprünglich bei sieben Millionen Euro lag, nun aber auf 124.000 Euro gesenkt werden konnte, was durch Rücklagen ausgeglichen werden kann.
Investitionen trotz Schulden
Die Gemeinde sieht sich gezwungen, Kredite in Höhe von sieben Millionen Euro für die Jahre 2025 und 2026 aufzunehmen, um notwendige Investitionen zu stemmen. Insgesamt summiert sich das Kreditvolumen auf 14 Millionen Euro, was die finanzielle Belastung durch Zinsen und Tilgung weiter erhöht. Die Mittel werden vor allem für drei große Projekte benötigt: den neuen Schulcampus in Michendorf, eine Sporthalle in Wilhelmshorst und den Neubau eines Feuerwehrgerätehauses in Stücken. Allein für den Schulcampus werden bis zur Fertigstellung im Jahr 2027 noch 6,4 Millionen Euro benötigt, während die Sporthalle mit 8,7 Millionen Euro zu Buche schlägt.
Die Kämmerin betont, dass die Gemeinde nach Abschluss dieser Projekte erst einmal „Luft holen“ muss. Die Investitionen sollen in den kommenden Jahren drastisch zurückgefahren werden, von 12 Millionen Euro in 2025 auf nur noch 1,8 Millionen Euro im Jahr 2028.
Sinkende Geburtenzahlen und Kita-Auslastung
Ein weiterer besorgniserregender Punkt ist die sinkende Auslastung der Kitas in Michendorf, die derzeit nur zwischen 60 und 80 Prozent liegt. Dies ist eine direkte Folge der rückläufigen Geburtenzahlen seit 2021. Die Kämmerin hat bereits Bilanzen für die Gemeindezentren und Kitas vorgelegt, die alle ein deutliches Defizit aufweisen. Die Frage, ob sich die Gemeinde weiterhin alle Einrichtungen leisten kann, steht im Raum, doch konkrete Vorschläge zur Lösung dieser Problematik gibt es noch nicht.
Die Zeit drängt: Der Haushalt muss bis zum 19. November beschlossen werden, andernfalls droht die vorläufige Haushaltsführung. Bürgermeisterin Claudia Nowka warnt, dass in diesem Fall keine freiwilligen Leistungen mehr umgesetzt werden könnten, was auch die Kultur- und Sportförderung betreffen würde. Die Gemeinde steht also vor einer entscheidenden Phase, in der jede Entscheidung weitreichende Folgen haben könnte, wie MAZ berichtet.