Zollernalbkreis

Antikriegstag in Burladingen: Absage nach Bedenken der Sinti-Community

Die geplante Gedenkveranstaltung zum Antikriegstag in Burladingen wurde aufgrund von Ängsten und fehlendem Kontakt zur Sinti- und Roma-Community abgesagt, was die Wichtigkeit von Inklusion und Sensibilität im Umgang mit der Geschichte verdeutlicht.

In Burladingen sollte in diesem Jahr der Antikriegstag stattfinden, eine Veranstaltung, die die Erinnerungskultur lebendig halten soll. Salvatore Bertolino, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) im Zollernalbkreis, gab an, dass dies eine wichtige Gelegenheit sei, um die Schicksale der Sinti und Roma während des Nationalsozialismus zu gedenken. Geplant waren Reden von Bürgermeister Davide Licht und Landrat Günther-Martin Pauli, sowie ein Gottesdienst, der die Gedenkstätte in Burladingen würdigt, die an die Ermordung von 500.000 Sinti und Roma erinnert.

Kritische Stimmen in der Sinti- und Roma-Community

Die Entscheidung, die Veranstaltung abzusagen, kam für viele überraschend. Die Landesvertretung der Sinti und Roma äußerte kürzlich, dass mehrere Mitglieder der Community vor der Gedenkfeier Bedenken geäußert hätten. Diese Bedenken basieren auf erlebten Diskriminierungen und der Angst, aufgrund ihrer Identität verstärkt ausgegrenzt zu werden. Besonders betroffen fühlten sich Menschen, die im Umfeld der Gedenkstätte leben und ihre Geschichte schützen möchten.

Ein Signal für die Gesellschaft

Die Absage des Antikriegstags könnte als ein starkes Signal interpretiert werden, das auf die aktuellen Herausforderungen hinweist, mit denen Sinti und Roma konfrontiert sind. Immer mehr Mitglieder dieser Gemeinschaft fühlen sich in ihrem Alltag unsicher und berichten von Besorgnis über mögliche antiziganistische Angriffe. Das zeigt auf, in welchem Klima sich viele Sinti bewegen: In einem, das durch Angst und Misstrauen geprägt ist.

Veranstaltung soll nachgeholt werden

Trotz der Absage gibt es Bestrebungen, die Veranstaltung zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen. Dies wird als ein notwendiger Schritt angesehen, um kein falsches Signal an die Community zu senden. Natalie Reinhardt von der Landesvertretung betont die Wichtigkeit, für eine stabile Gesellschaft sowie gegen Diskriminierung und für den Frieden einzutreten. Die Absage wird zudem als Chance gesehen, um die Angehörigen der betroffenen Familie mehr in die Planung einzubeziehen.

Beteiligung und Sensibilität sind gefragt

Der DGB und die Landesvertretung sind sich einig, dass es in Zukunft wichtig ist, die Stimmen derjenigen, die direkt betroffen sind, in die Planung solcher Veranstaltungen mit einzubeziehen. Die Erfahrung zeigt, dass die Sichtbarkeit für die Angehörigen sowohl Chancen als auch Risiken birgt. „Jemand, der Position bezieht, macht sich angreifbar“, so die Landesvertretung. Der DGB sieht die Absage als Gelegenheit, um künftig verstärkt Kontakte zu den betroffenen Menschen zu knüpfen und ihre Meinungen ernst zu nehmen.

Die Bedeutung der Erinnerungskultur

Die Auseinandersetzung mit der Geschichte und das Gedenken an die Verfolgung der Sinti und Roma während des Nationalsozialismus ist von großer Bedeutung. Es ist unerlässlich, diesen Themen Raum zu geben, um aus der Geschichte zu lernen und dafür zu sorgen, dass sich die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Die Absage des Antikriegstags sollte als Weckruf verstanden werden, um gemeinsam an einer sensibleren und inklusiven Gesellschaft zu arbeiten, in der jeder respektiert wird, unabhängig von seiner Herkunft.

NAG

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